Regimegegner im Visier

Syrien: Neuer Vorstoß der Armee

Die syrische Bevölkerung sieht sich neuen schweren Übergriffen der eigenen Armee ausgesetzt. Soldaten haben auf der Suche nach Regimegegnern die Protesthochburg Hama und mehrere Dörfer an der Grenze zum Libanon und zur Türkei gestürmt.

Abendjournal, 05.09.2011

100 Tote bei letzter Offensive

Mit sage und schreibe 30 Fahrzeugen rücken Armee und Sicherheitskräfte in Hama ein, wieder einmal. Denn die Oppositionshochburg ist schon mehrmals von den Sicherheitskräften des Regimes heimgesucht worden, und jedes Mal mit bösen Folgen für die Zivilbevölkerung. Bei der Offensive zwischen dem 31. Juli und dem 10. August sind nach Angaben von Aktivisten mehr als hundert Menschen ums Leben gekommen. Und auch diesmal fallen Schüsse.

Entführung nur vorgeschoben

Wie es heißt, suchen die Regierungskräfte in Hamas gezielt nach Adnan al-Bakkur, dem ehemaligen Generalstaatsanwalt, der in der vergangenen Woche aus Protest gegen Gräueltaten der Sicherheitskräfte seinen Rücktritt erklärt hat. Al Bakkur ist der erste hochrangige Staatsangestellte, der mit dem Regime nichts mehr zu tun haben will und dies auch öffentlich in einer Videobotschaft bekannt gibt. Seitdem behaupten die Behörden, der Generalstaatsanwalt sei von Terroristen entführt worden, eine Darstellung, die Al Bakkur umgehend dementiert hat.

In einer neuen Botschaft beschuldigt er die regimetreuen Sicherheitskräfte, seinen Konvoi angegriffen und vier seiner Begleiter getötet zu haben. Er selbst sei durch Granatsplitter verletzt worden, habe aber mithilfe anderer Dissidenten fliehen können. Wahrscheinlich ist der prominente Überläufer bereits außer Landes.