Syrien: Immer mehr wenden sich ab

27. April 2017, 15:40

Rücktritt auf You Tube

Ruhig und gefasst, so gibt der Generalstaatsanwalt von Hama seinen Rücktritt bekannt, auf einem You Tube-Video: "Ich Adnan Mohammed al Bakkour, Generalstaatsanwalt der Provinz Hama, erkläre hiermit meinen Rücktritt, um gegen das gewaltsame Vorgehen der Regierung gegenüber friedlichen Demonstranten zu protestieren".

General-Staatsanwalt Bakkour - und um den handelt es sich nach Aussagen unabhängiger Beobachter tatsächlich - sitzt während der Aufnahme in einem Büro, er hat einen Laptop vor sich, ein Glas Wasser, auch ein kleine Kaffeeschale steht am Schreibtisch. Bakkour trägt einen hellgrauen Anzug mit passender Krawatte.

Kein Entführungsopfer

Wie ein Entführungsopfer wirkt er sicher nicht. Denn das behauptet die Regierung. Der Generalstaatsanwalt sei auf dem Weg zum Justiz Gebäude in Hama von bewaffneten Männern verschleppt worden, heißt es in Damaskus.

Berichte von Massengräbern

Daraufhin meldet sich Aznan Bakhour ein zweites Mal, und wieder auf You Tube, er sei keineswegs entführt worden, er werde von aufständischen Einwohnern beschützt, er sei bei guter Gesundheit, betont Bakkour, und dann packt er aus, er schildert grausame Details, die Beweggründe, die ihn zu seinem Rücktritt veranlasst haben.

"Ich habe Beweise dafür, dass kurz vor der Militäroffensive Ende Juli im Gefängnis der Stadt 72 Demonstranten und Aktivisten getötet worden sind. Mindestens 420 weitere Menschen sind anschließend ermordet und in Massengräbern in öffentlichen Parks verscharrt worden. Friedliche Demonstranten wurden willkürlich festgenommen, wie Kriminelle behandelt. Insgesamt werden derzeit etwa 10.000 Menschen gefangen gehalten und sie werden gefoltert, 320 von ihnen haben die Tortur nicht überlebt", so der scheidende Generalstaatsanwalt von Hama Adnan Al Bakkour. Er will Syrien so bald wie möglich verlassen, aus verständlichen Gründen.