Experte Schenz ortet "Katastrophe"

"Lückenlose Aufklärung" bei Telekom

Die Affäre rund um Korruption und Kursmanipulation belastet nicht nur die Telekom Austria, sondern auch den österreichischen Kapitalmarkt. Für die Wiener Börse sei vor allem die offenbar stattgefundene Manipulation des Aktienkurses eine Katastrophe, sagt der Kapitalmarktbeauftragte der Regierung, Richard Schenz.

Morgenjournal, 7.9.2011

Richard Schenz im Gespräch mit Ellen Lemberger

Börse verliert fünf Prozent

Die europäischen Börsen brechen seit Wochenbeginn erneut ein, eine nachhaltige Erholung ist vorerst nicht in Sicht. Die Wiener Börse etwa hat seit Wochenbeginn erneut fast fünf Prozent verloren.

Neben der allgemeinen Verunsicherung über die weitere Entwicklung der Wirtschaft kommt in Österreich der Telekom-Skandal dazu. Die Affäre müsse daher sauber aufgeklärt und aus der Welt geschafft werden, fordert der Kapitalmarktbeauftragte der Regierung, Richard Schenz.

"Keine Kavaliersdelikte"

"Gerade ausländische Investoren sind sehr, sehr empfindlich, was diese Dinge anbelangt. Das sind alles keine Kavaliersdelikte", sagt Schenz.

Der Kapitalmarkt in Österreich sei jetzt schon bedeptscht, wie Schenz es ausdrückt. Er fordert daher eine lückenlose Aufklärung des Skandals, um weiteren Schaden abzuwenden. Die Telekom-Affäre reicht mittlerweile ja weit in die Politik hinein.

"Grundregeln sinnvoll"

Der Kapitalmarktbeauftragte Schenz kann daher dem Vorschlag von Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl viel abgewinnen, der so wie für Unternehmen auch für Politiker eine Art Corporate Governance Kodex vorgeschlagen hat.

"Ich glaube schon, dass das sinnvoll ist, dass man sich gewisse Grundregeln verordnet und danach lebt."

Vermögenssteuer "schadet"

Schädlich für den Kapitalmarkt ist laut Schenz auch die derzeitige Diskussion um eine Vermögenssteuer.

"Natürlich schadet das auch. Ich meine, Vermögenssteuern werden sicherlich nicht in dem Maß hereinkommen, wie man es sich erhofft. Wir wissen ja, Vermögen, mit Ausnahme von Immobilienvermögen, ist flüssig und wird so geschwind wie möglich abwandern."

"Vertrauen zurückgewinnen"

Vielmehr solle man überlegen, wie das Vertrauen der Investoren zurückgewonnen und so der Kapitalmarkt wieder gestärkt werden könne, sagt Schenz. Ob man das hören wolle oder nicht, man werde den Kapitalmarkt in Zukunft nämlich verstärkt für Unternehmensfinanzierungen und für die Altersvorsorge neben der staatlichen Pension brauchen.