Plattformen zum Nachhören und -sehen

Digital frei Haus

MP3s, E-Books, Filme und Serien lassen sich bequem mit einem Klick übers Internet konsumieren. Nicht nur Fernsehen und Internet verschmelzen dadurch immer mehr miteinander, der PC wird zum Hauptgerät, mit dem die verschiedenen Medienformate besorgt und in Folge gehört, gelesen und gesehen werden.

Das Rauschen eines Grammophons, das Geräusch der aufsetzenden Nadel, wenn man eine Platte abspielt oder das Retourspulen des Kassettenrekorders. Das alles sind Sounds, die in der digitalen Musikwelt immer seltener erklingen. In der österreichischen Mediathek, die ursprünglich als Schallplattenarchiv der Nationalbibliothek entstanden ist, kann man Originaltonaufnahmen von bekannten österreichischen Persönlichkeiten des letzten Jahrhunderts nachhören.

Zeitgeist einfangen

Eine akustische Ausstellung zu 50 Jahre Staatsvertrag, Lesungen von Peter Handke und Elfriede Jelinek, Werke von Franz Schubert oder eine Aufnahme von Bruno Kreisky 1960 in New York, wo er bei einem Treffen der Vereinten Nationen zur Südtirol-Frage spricht - die "Zeitgeistanstalt" ist mittlerweile eine Abteilung des Technischen Museums und hat 450.000 Medien archiviert, auf der Webseite mediathek.at sind davon 6.000 Stunden zu finden, da nicht alles aus rechtlichen Gründen online gestellt werden kann.

Die Tonträger stammen aus unterschiedlichen Quellen: unter anderem aus dem Archiv der Austromechana, Ankäufen, Sammlungen und Eigenaufnahmen aus den 1970er und 1980er Jahren. Auch persönliche Schenkungen machen einen Teil aus, wenige Leute haben für Tonbänder, Schellacks, Schallplatten und Audiokassetten noch das passende Abspielgerät, erzählt Gabriele Fröschl von der Mediathek. Die Mediathek möchte auch in Zukunft den Zeitgeist einfangen und im Gegensatz zu Plattformen im Netz ein verlässliches und auch in 50 Jahren noch auffindbares Archiv sein, so Gabriele Fröschl.

Hörbücher und Hörspiele

Wer nicht gezielt in Archiven, sondern im Internet nach Audiofiles sucht, gelangt oft auf die Plattform YouTube, auf der neben Musikvideos beispielsweise auch Hörbücher zu finden sind - allerdings ohne Rechte und nicht in einem Stück. Ein legales Angebot bietet zum Beispiel das Hörspiel-Tool des Bayrischen Rundfunks an, wo man Kinder-Geschichten oder Literatur-Hörbücher online anhören und gratis herunterladen kann.

Auch die Seite vorleser.net bietet kostenlose Hörbücher zum Download und einen Überblick über andere Portale an. Ähnlich funktioniert auch audiobooks.at, wo man Hörproben, Rezension und Preise der Online-Anbieter präsentiert bekommt, darunter beispielsweise audiamo.at, alphamusic.de oder claudio.de.

Digital lesen

Online-Buchhändler wie Thalia.de und libri.de bieten Hörspiele und natürlich auch eine große Auswahl an E-Books an. Seit dem Frühling hat Amazon 40.000 deutschsprachige Titel in seinem Repertoire, zu lesen auf dem eigenen E-Reader Kindle. Gratis Ausleihen kann man E-Books zum Beispiel in den österreichischen Stadtbibliotheken oder in der virtuellen Bibliothek der Arbeiterkammer. Obwohl es am Online-Angebot nicht mangelt, haben digitale Bücher erst einen Marktanteil von 0,5 Prozent in Österreich. Ein Hindernis sei auch die reservierte Haltung der Verleger, so Herwig Jobst von der AK-Bibliothek Wien.

Weitere Angebote gibt es beispielsweise auch im Land Salzburg: eine eigene Landes-Mediathek und die Uni-Bibliothek, die mit dem Projekt "Ebooks on Demand" rechtefreie Werke aus dem 15. bis 19. Jahrhundert digitalisiert und als PDF zur Verfügung stellt. Eine Ausnahme stellt in Österreich das Angebot an E-Books im Wissenschaftsbereich dar - wissenschaftliche Zeitschriften waren die ersten, die digital veröffentlicht wurden.

ORF-TVthek

Nicht nur E-Books, Hörbücher und Audiodokumente, auch Plattformen mit Videomaterial sind im Netz gefragt. Seit Sommer hat der ORF sein Angebot in der ORF-TVthek von 70 auf 110 Sendungen erweitert: Nicht nur aktuelle Informationssendungen wie die ZiB, auch Dokumentationen, Telenovelas, Kinderprogramm, Krimis, Wirtschaftsmagazine und regionale Sendungen sind jetzt online sieben Tage lang abrufbar.

Vorreiter im deutschsprachigen Raum ist die ZDF-Mediathek, die es bereits seit 2001 gibt und vermutlich das fünffache Budget des ORF zur Verfügung hat, schätzt Online-Direktor Thomas Prantner. Die ORF-Mediathek nutzen pro Monat laut Österreichischer Webanalyse an die 500.000 Österreicher, beliebt sei vor allem untertags der Livestream. Laut Thomas Prantner ist die ORF-TVthek die drittpopulärste multimediale Plattform in Österreich nach YouTube und iTunes. Die Marke "Österreich" und das öffentlich-rechtliche Profil möchte er beibehalten. Prantner verzichtet bewusst auf das Einkaufen von US-Serien und grenzt sich von Online-Plattformen ab, die TVthek soll kein zweites YouTube sein. Geplant ist auch eine Radiothek, die ab 2012 das Angebot der ORF-Radios auf einer Plattform präsentieren soll.

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