Rund um inhaftierte US-Bürger

Neuer Machtkampf in Teheran

Die iranischen Justizbehörden haben Angaben zurückgewiesen, dass sie bereits über eine Freilassung von zwei wegen angeblicher Spionage verurteilten US-Bürgern entschieden habe. Präsident Mahmoud Ahmadinejad höchstpersönlich hatte die Freilassung von Shane Bauer und Josh Fattal am Mittwoch im US-Fernsehen für die nächsten Tage angekündigt.

Abendjournal, 14.09.2011

Der Iran wird zwei inhaftierte US-Bürger doch nicht so schnell freilassen wie gedacht. Die beiden wurden bei einer Bergwanderung im Grenzgebiet verhaftet und als Spione verurteilt. Präsident Mahmud Ahmadinejad hat zwar höchstpersönlich in einem Interview für die US-Senderkette NBC erklärt, die beiden würden noch diese Woche gegen Kaution freikommen. Dem widersprechen aber die Staatsmedien. Sie berichten, dass die mächtige iranische Justiz Ahmadinejads große Geste vom Tisch gewischt hat. Das lässt Differenzen im politischen Machtgefüge des Irans vermuten.

Ahmadinejad: Kommen frei

Die beiden 29-jährigen Amerikaner Josh Fattal und Shane Bauer sind erst im August zu acht Jahren Haft verurteilt worden: wegen Spionage und illegaler Grenzüberschreitung. Die beiden - sie sitzen im berüchtigten Teheraner Evin-Gefängnis - sind jetzt doppelt Spielball: im Streit Iran-USA und im inneriranischen Machtgezerre.

Präsident Ahmadinejad verkündet es fast nebenbei in einem ansonsten wenig spannenden Interview mit NBC. Es redet der Übersetzer: "In einigen Tagen würden die beiden frei sein. Es sei eine humanitäre Geste."

Mächtige Justiz schießt quer

Die Freude, vor allem der Eltern der beiden, währt nur kurz. Das Dementi kommt heute: "Die Ansuchen auf Freilassung gegen Kaution werden noch geprüft", schreibt etwa die englischsprachige Nachrichtenseite Press-TV. Und zweifellos mit Bezug auf den Präsidenten: "Informationen über den Fall werden von der Justiz bekannt gegeben. Andere Äußerungen dazu sind unzuverlässig."

Nach einem ähnlichen Spiel ist im Vorjahr am Ende nur Sarah Shroud, die dritte beim Wandern Verhaftete freigekommen, weil sie krank war, gegen 500.000 Dollar Kaution.

Permanent auf Konfrontation

Es ist nicht anzunehmen, dass Ahmadinejad ohne Einverständnis des Mächtigsten im Iran, Religionsführer Ayatollah Khamenei, geredet hat. Der Querschuss der vom ultrakonservativen Klerus beherrschten Justiz weist Ahmadinejad aber in seine Grenzen, die er mit seinen selbstherrlichen Auftritten und seiner Politik immer wieder zu überschreiten versucht. Khameinei hat er wegen Postenbesetzungen wiederholt äußerst riskant getrotzt; mit dem Parlament liegt er wegen des undurchsichtigen Wirtschaftens seiner Regierung im Dauerstreit, und den Klerus empören er und seine Entourage mit in deren Augen abweichlerischen Religionsinterpretationen.