"Aufruf zum Ungehorsam" sorgte für Unruhe

Pfarrerinitiative erregt Gemüter

Seit Wochen sorgt sie für Unruhe in der römisch-katholischen Kirche in Österreich - die Pfarrerinitiative mit ihrem "Aufruf zum Ungehorsam". Ausgegangen ist die Initiative vom Pfarrer von Probstdorf in Niederösterreich, Helmut Schüller - früher einmal Caritas-Präsident und Generalvikar der Erzdiözese Wien.

Morgenjournal, 17.9.2011

Markus Veinfurter

Längst gängige Praxis

Die Forderungen sind altbekannt, etwa vom Kirchenvolksbegehren 1995, wie die Abschaffung des Zölibats und die Priesterweihe von Frauen.

Zum Ungehorsam wird nur bedingt aufgerufen, denn die seine Punkte schildern längst gängige Praxis. In vielen Gemeinden predigen Laien, Wiederverheirateten Geschiedenen wird selbstverständlich nicht die Kommunion verweigert.

Ungehorsam "im Stillen"

Aber: "Das, was wir im Stillen tun, um den Menschen entgegenzukommen und der heutigen Zeit zu entsprechen, das ist Ungehorsam gegenüber dem geltenden Kirchenrecht", sagte Schüller, Gründer Pfarrerinitiative am 27. August im Ö1-Mittagsjournal.

"Wir machen das jetzt"

Das Wort Ungehorsam hat einen Nerv getroffen. Schönborn ließ per Aussendung klarstellen, dass er einen Aufruf zum Ungehorsam so nicht stehen lassen könne.

"Die Veränderung läuft von verbal zu real. Man sagt nicht mehr: 'Wir wünschen uns das‘, sondern: 'Wir machen das jetzt'", sagt Pastoraltheologe Paul Zulehner.

Faktische Kirchenspaltung

Sogar eine formelle Spaltung will er im schlimmsten Fall nicht ausschließen. Auch der Vorsitzende der Plattform "Wir sind Kirche", Hans Peter Hurka, spricht schon von einer faktischen Kirchenspaltung, nämlich zwischen der Hierarchie und dem Kirchenvolk.