Banken-Chef Grübel lehnt Rücktritt ab
UBS-Spekulationsverlust: 2,3 Milliarden Dollar
Die Schweizer Großbank UBS, die zu den weltweit größten Vermögensverwaltern gehört, hat tagelang zum jüngsten Zockerskandal in ihren Reihen geschwiegen. Am Sonntag gab die UBS nun erstmals Details zum Betrugsfall bekannt. Demnach ist der durch den jungen Händler verursachte Verlust noch grösser als bisher angenommen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal 19.09.2011
2,3 Milliarden Dollar Verlust
Nicht zwei Milliarden Dollar, sondern 2,3 Milliarden hat der in Haft sitzende 31-jährige UBS-Mitarbeiter in London verzockt. Das gab die UBS-Zentrale in Zürich bekannt. Zudem veröffentlichte die Bank erstmals Details zum Betrugsfall. Demnach hatte der Händler auf bestimmte Aktienkurse gewettet, wie den deutschen Dax oder EuroStoxx. Ein alltägliches Geschäft der Investmentbanker.
"Unautorisierter Handel"
Normalerweise werden die Risiken durch Gegengeschäfte begrenzt. Diese Gegengeschäfte hatte der Händler aber unerlaubterweise nicht getätigt, wodurch die riesigen Verluste entstanden. UBS-Konzernchef Oswald Grübel, der den Fall erstmals kommentiert, meint, es sei schlichtweg ein Betrugsfall.
Kontrollsystem fehlerhaft
Wie der Investmentbanker das bankinterne Kontrollsystem überlisten konnte, ist noch nicht klar. Ganz verhindern ließen sich solche Betrugsfälle jedoch trotz Kontrollen nicht, meint UBS-Konzernchef Grübel.
Für Experten: kein Einzeltäter
Es ist unklar, warum der Betrug nicht von den Vorgesetzten des verhafteten Händlers entdeckt wurde. Viele Experten bezweifeln jedenfalls, dass es sich um einen kriminellen Einzeltäter handelte, wie die UBS betont. Es sei kaum möglich, illegale Spekulationen in einem solchen Ausmaß völlig unbemerkt durchzuführen, sind Bankenspezialisten überzeugt.
Unabhängiger Ausschuss eingesetzt
Licht ins Dunkel sollen weitere Untersuchungen bringen. Ein unabhängiger Ausschuss, der von der UBS eingesetzt wurde, wird den Fall durchleuchten. Ihm gehören prominente Namen wie Joseph Yam, der ehemalige Leiter der Hongkonger Notenbank, an. Auch die Finanzmarktaufsichten der Schweiz und Großbritanniens untersuchen die illegalen Transaktionen.
Konzernchef lehnt Rücktritt ab
Unterdessen gerät Konzernchef Oswald Grübel immer stärker unter Druck. Er, der vor wenigen Jahren angetreten war, das in der Finanzkrise strauchelnde Schiff UBS wieder auf Kurs zu bringen, sieht sich nun mit milliardenschweren Fehlspekulationen und dem damit verbundenen Vertrauensverlust in die Bank konfrontiert. Auf die Frage, wer Schuld am Debakel trage, meint Grübel.
Politische Folgen
Der Rücktritt von UBS-Konzernchef Oswald Grübel, den dieser bisher vehement ablehnte, liegt also in der Luft. Unterdessen lässt der UBS-Betrugsskandal auch politisch die Wogen hochgehen. Im Schweizer Nationalrat werden heute schärfere Bestimmungen für Großbanken beraten. In diesem Zusammenhang wollen die Sozialdemokraten darüber abstimmen lassen, das riskante Investmentbanking für Großbanken zu verbieten.