Reformen kaum umgesetzt
Angst vor der Pleite
Für die Griechen ist es klar, sagt die Journalistin Alkyone Karamanolis: Sie wollen keine Pleite ihres Landes und keinen Ausstieg aus dem Euro. In Kaffeehausgesprächen wird erkennbar, dass die Leute große Angst davor haben. Der Euro hat den Griechen Wohlstand gebracht, eine Rückkehr zur Drachme würde viele Produkte für die Griechen unerschwinglich machen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 20.09.2011
Alkyone Karamanolis, Journalistin in Athen, im Gespräch mit Andrea Maiwald
Zweifel am Sinn der Reformen
Wirklich durchgreifende Reformen hat es bisher wenige gegeben, hingegen sehr viele Ankündigungen. Dass die Reformen nur schleppend vorankommen, liegt auch daran, dass man von der Sinnhaftigkeit nicht voll überzeugt ist. So gibt es ständig neue Forderungen, Beamte zu entlassen, auch in den Gemeinden. Dabei ist der öffentliche Sektor in Griechenland zwar sehr groß, aber immer noch etwas kleiner als der Österreichs, laut einer Studie der OECD aus dem Jahr 2004, und um ein Drittel kleiner als der skandinavischer Länder.
Ungerechte Gesellschaft
Die widersprüchlichen Eindrücke bestätigen sich: Einerseits versinkt Griechenland in Armut, die Arbeitslosigkeit steigt dramatisch, Geschäfte sperren zu, Krankenhäuser können ihre Rechnungen nicht bezahlen. Andererseits verteidigen manche Berufsgruppen ihre Privilegien mit Zähnen und Klauen, Privilegien von denen andere Länder nur träumen können. Griechenland hat eine sehr ungerechte Gesellschaft, in der aufgrund des politischen Vakuum jeder der konnte seine Vorteile gesichert hat. Wer am Futtertrog saß, hat sich und seinen Nachfahren möglichst viel Wohlstand gesichert. Dazu kommt noch das Problem hoher Militärausgaben.