Literaturinstitutionen feiern Geburtstag

Jubiläen im Literaturhaus

Im Literaturhaus in der Wiener Seidengasse wird gleich mehrfach gefeiert - und zwar 20 Jahre Literaturhaus Wien, 30 Jahre Übersetzergemeinschaft und 40 Jahre Interessengemeinschaft Autorinnen Autoren.

Kulturjournal, 21.09.2011

Interview mit Gerhard Ruiss

Seit nunmehr 20 Jahren teilen sich die Übersetzer und die IG, wie diese beiden auch genannt werden, das Haus an der Ecke Seidengasse / Zieglergasse mit der Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur, die bereits seit 1965 Material zur Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts sammelt.

Sechs Jahre später wurde dann die IG Autoren gegründet. Von Beginn an engagiert war Gerhard Ruiss, seit 1978 ist er IG-Geschäftsführer. Wo auch immer Autoren in ihren Rechten beschnitten werden, wo die Politik Kontrolle braucht, und wo es gilt, gegen Unrecht mobil zu machen, wendet sich nicht nur die literarische Branche an Gerhard Ruiss. Unermüdlich und unentbehrlich ist er als Standesvertreter und Kulturpolitiker und er gilt als einer der führenden heimischen Experten zu Urheberrecht, Verlagswesen und Buchmarkt. Zum 40. Geburtstag der IG Autorinnen Autoren hat das Ö1 Kulturjournal mit Gerhard Ruiss gesprochen.

Runde Geburtstage

Das Literaturhaus Wien feiert sein 20-jähriges Bestehen. Und weil gleichzeitig zwei der drei dort beherbergten Institutionen, nämlich die Übersetzergemeinschaft und die Interessengemeinschaft Autorinnen Autoren ebenfalls runde Geburtstage zu begehen haben, steht die kommende Woche im Haus Seidengasse Ecke Zieglergasse ganz im Zeichen der Selbstwürdigung. Mit einer "äußerst gelungenen Symbiose", der "sinnlichen Erfahrbarkeit von Literatur" und dem konsequenten "Sichtbarmachen" von Autoren und Übersetzern betonte man bei einem Pressegespräch die wichtigsten Leistungen.

Übersetzer, Autorenvertreter und die größte Sammlung zur zeitgenössischen heimischen Literatur unter einem Dach: Die Verwaltung des Hauses liegt bei der Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur, die auch die rund 70.000 Bände und 200 Zeitschriften umfassende Bibliothek betreut. Sie residierte vor der Gründung des Literaturhauses 1991 in der Gumpendorferstraße - bereits ab 1981 mit der wiederum schon 1971 gegründeten IG Autoren.

Ruiss zieht Bilanz

"Es hat in Österreich noch nie so lange eine funktionierende Berufsvertretung der Schriftsteller gegeben", betonte deren Geschäftsführer Gerhard Ruiss zum 40er. Neben den zahlreichen Dienstleistungen und den Erfolgen im Sozialrecht oder Urheberrecht weise die "beachtliche Bilanz" der IG auch eine starke "ideelle Wahrnehmung" in der Öffentlichkeit aus. "Hätten wir noch mehr öffentliche Unterstützung, wären wir überhaupt nicht mehr zu halten."

Ebenfalls älter als das Literaturhaus ist die Übersetzergemeinschaft, die heuer ihr 30-jähriges Bestehen feiert. "Früher waren wir in einer Wohnung einer Kollegin tätig", so Geschäftsführerin Brigitte Rapp. "Hier sind wir sichtbar geworden, hier kann man zu uns kommen, hier haben wir Anerkennung als Teil der österreichischen Literatur gefunden."

Täglich wird gefeiert

In der "Jubiläumswoche" ab dem kommenden Montag wird täglich gefeiert: Eine Ausstellung von Lukas Dostal zeigt ein fotografisches Porträt der drei Vereine und ihrer Geschichte. Führungen durch die Bibliothek, öffentliche Buchdiskussionen, streuer- und vertragsrechtliche Einführungsveranstaltungen und die öffentliche Diskussion "Ich zahle für mein Buch?" gehören ebenso zum Festreigen wie zahlreiche Übersetzungsworkshops am Freitag (30.). Am 1. Oktober wird mit einem "Fest der Literatur" der Abschluss gesetzt.

Dass die Gäste dabei auch verköstigt werden, ist im Literaturhaus eine Selbstverständlichkeit - noch nicht umsetzen konnte man aber den Wunsch nach einem eigenen Cafe. "Die Kapazitäten des Hauses sind voll ausgeschöpft", so Robert Huez von der Dokumentationsstelle. Immerhin wurde anlässlich des Jubiläums aber ein Shop eingerichtet, mit Taschen, Schreibblocks oder Postkarten.

Subventionen

Die öffentlichen Subventionen erfolgen für alle drei Institutionen getrennt. Während die Dokumentationsstelle, die das Haus betreibt, mit 1,1 Million Euro gefördert wird, erhält die IG über Projektfinanzierungen ca. eine halbe Million, die Übersetzergemeinschaft 90.000 Euro jährlich. 2001 musste man eine Kürzung von fast 10 Prozent hinnehmen, seitdem wurde etwas nachgebessert. "Heute haben wir einen Verlust an Realbudget gegenüber 2000 von 25 Prozent", so Ruiss.

Text: APA, Red.; Audio: ORF

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