Russland meldet Ansprüche an
Konferenz über Zukunft der Arktis
In Archangelsk in Nordrussland wird heute eine Konferenz über die Zukunft der Arktis eröffnet. Durch den Klimawandel wird die Erschließung der Arktis einfacher und Russland hat bereits angekündigt, bei der wirtschaftlichen Ausbeutung des hohen Nordens eine führende Rolle spielen zu wollen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 22.09.2011
Symbolträchtige Handlungen
"Die Hälfte der Arktis gehört Russland" - mit diesem Anspruch gehen die Veranstalter in die Konferenz in Archangelsk am Weißen Meer. "Wir sehen die Arktis als unser Haus und unser Zukunft", so der Sondergesandte für die Arktis, Anton Wassiljiew. Russland ist der mit Abstand größte Anrainer des Arktischen Ozeans und es fehlte in der Vergangenheit nicht an symbolträchtigen Handlungen, die den Anspruch untermauern sollten: Begonnen mit dem Aufpflanzen einer russischen Fahne am Meeresboden unter dem Nordpol mit einem U-Boot, über Forschungsexpeditionen, bis zur Ankündigung, neue Militärstützpunkte in der Arktis zu errichten.
Seeweg unter russischer Kontrolle
Im Sommer ist erstmals ein großer Tanker mit Flüssiggas aus Sibirien gestartet, der über das Arktische Meer und die Beringstraße Erdgas nach Südostasien transportieren soll. Diese sogenannte Nord-Ost-Passage von Europa nach Asien soll auch durch den Bau neuer Eisbrecher länger schiffbar gemacht werden - allerdings nicht als internationaler Seeweg, sondern streng unter russischer Kontrolle. Premier Wladimir Putin tritt immer wieder öffentlichkeitswirksam in der Arktis auf, zuletzt beim Streicheln eines Eisbären (das Tier war betäubt, um mit zu Forschungszwecken mit einer Sonde versehen zu werden).
Auch Präsident Medwedew hofft auf eine große arktische Zukunft: "Leider bemerken wir die Versuche anderer Länder, den Zugang Russlands zur Arktis und den dort lagernden Rohstoffen zu beschränken. Das ist absolut inakzeptabel, aus rechtlicher Sicht, es ist ungerecht und entspricht nicht der Geographie und der Geschichte unseres Landes."
Kampf um Rohstoffe
Russische Geologen versuchen zu beweisen, dass einer der unterseeischen Rücken unter dem Arktischen Meer in Wirklichkeit eine Fortsetzung des russischen Festlandes ist. Damit hätte Russland Anspruch darauf, dieses Gebiet für sich zu beanspruchen. Nach Aussagen russischer Geologen sollen bis zu 25 Prozent der weltweiten Vorräte von Erdöl und Erdgas unter dem arktischen Meer liegen, außerdem große Vorräte von Kohle, Diamanten und anderen Rohstoffen. Russland bereitet sich darauf vor, diese Vorräte auszubeuten und lässt dabei sogar westliche Konzerne ins Land, da den russischen Firmen das entsprechende technische Knowhow fehlt.
Umwelt kommt zu kurz
Anfang September hat der größte russische Ölkonzern Rosneft eine weitreichende Partnerschaft mit Exxon-Mobile vereinbart, in deren Rahmen die beiden Konzerne mehrere hundert Millionen Dollar in die Erschließung der Arktis investieren wollen. Umweltinteressen spielen dabei keine große Rolle. Der World Wide Fund for Nature (WWF) und andere Organisationen haben beim Abschluss des Deals kritisiert, dass Exxon-Mobile lieber in der russischen Arktis als in Alaska investiere, um so den strengen westlichen Umweltauflagen zu entgehen.
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