"iGod" hinterlässt große Lücke

Apple nach Jobs

Nach dem Tod von Steve Jobs stellt sich die Frage, wie es mit Apple weitergeht. Jobs selbst hat erst im August seinen Vertrauten Tim Cook als Nachfolger eingesetzt. Doch Cook gilt weder als Visionär, noch als Technikfreak oder genialer Marketing-Mann.

Mittagsjournal, 6.10.2011

Steve Jobs hat so etwas wie Magie und Charisma in die Computerbranche gebracht. Aber kann es wirklich sein, dass ein großer Konzern mit tausenden Top-Leuten von den Ideen und dem Antrieb eines einzelnen abhängt. Wenn das auf wen zutrifft, dann auf Steve Jobs. Er hat das Weltbild einer ganzen Generation geprägt. Und das ist nicht übertrieben, wenn man denkt, dass manche ihn iGod genannt haben.

Bahnbrechendes Apfel-Logo

Steve Jobs war Apple und Apple war Steve Jobs. Er hat Revolutionäres geschaffen. Seine Kreativität hat den Zeitgeist bestimmt und das multimediale Leben der Menschen im noch jungen 21. Jahrhundert geprägt. Darin sind sich vor allem jene einig, die sich magisch von den Produkten mit dem Apfel-Logo angezogen fühlen und jedes neue Gerät als bahnbrechend betrachten. Er habe die Technik menschlich gemacht, resümiert der deutsche Computerexperte Phillip Wansel. Die Technik gepaart mit Design habe er mit Leben erfüllt und er war ein genialer Geschäftsmann.

Wenig Vertrauen in Nachfolger

Ein Geschäftsmann ist auch Tim Cook, der Jobs vor sechs Wochen an der Konzernspitze nachgefolgt ist. Das Vertrauen der Investoren in ihn ist nicht besonders ausgeprägt. Das hat schon die verhaltene Reaktion auf die jüngste iPhone Präsentation gezeigt. Es ist erneut Evolution nicht Revolution. Technikexperten und Analysten trauen Apple ohne Steve Jobs keine Impulse, keine Ideen, keine Innovation zu.

Konkurrenz lauert schon

Die Produkte von iMac bis IPod könnten an Kultcharakter verlieren und mehr zur wenig auffälligen Massenware werden. Tim Cook gilt als einer, der die Firma vor allem auf Kurs hält aber kein Neuland entdeckt. Für die Konkurrenz ergeben sich damit neue Chancen an Apple deutlich vorbeizuziehen. Ihre Produkte, die oft auf Steve Jobs Erfindungen aufbauen, sind - wenn schon nicht besser - dann wenigstens deutlich günstiger. Der Firmenmitbegründer hat so gut er konnte noch an den Geräten für die nächsten zwei, drei Jahre Zeit mitgearbeitet. Dann könnte es für das Unternehmen schwierig werden die Position zu halten, analysiert Phillip Wansel. Das Visionäre könnte verloren gehe. Jemanden wie Steve Jobs gebe es nur zwei dreimal im Jahrhundert.

Schon in der vergangenen Jahren hat sich Apple verwundbar gezeigt und die meist asiatischen Hersteller profitieren davon, dass sich der US-Konzern in jüngster Zeit auch selbst entzaubert hat. Hard- sowie Software waren unausgereift sowie fehleranfällig, sie waren immer wieder Weiterentwicklungen und nicht der Start in eine neue Technikgeneration. Dass Apple dermaßen viele Patentstreitereien geradezu erbittert austrägt, zeugt nicht von hoher Souveränität und dem alten ausgeprägten Selbstbewusstsein.

Aktienkurs sinkt

Das alles spielt auch jetzt wieder bei den Analysten eine Rolle, wenn es um die Bewertung einer der weltweit wertvollsten Marken geht. Der Tod von Steve Jobs hat den Apple Aktienkurs in Europa am Vormittag leicht sinken lassen. Verdienste der Vergangenheit haben im Tagesgeschäft auf den Finanzmärkten keinen Platz.

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