Eine Ikone tritt ab, Zweifel an seinem Nachfolger

Apple: Die Zeit nach Steve Jobs

Seinen Rückzug hat der langjährige Apple-Chef Steve Jobs mit einer knappen E-Mail verkündet – und damit weltweit heftige Reaktionen ausgelöst. Jobs hat seinem Unternehmen stets Magie und Charisma verliehen, der Erfolg von Apple ist unmittelbar mit seiner Person verknüpft. Sein Nachfolger Tim Cook tritt in große Fußstapfen.

Mittagsjournal, 27.8.2011

Volker Obermayr

"i" wie Innovation

Dass Steve Jobs an einer schweren Krebserkrankung leidet, ist schon seit Jahren bekannt. Es war daher nur eine Frage der Zeit, bis er seine Aufgabe bei Apple nicht mehr erfüllen kann und sich aus dem Aufsichtsrat zurückzieht. Steve Jobs steht für alles, was Apple groß gemacht hat: iMac, iPod, iPhone, und nicht zuletzt: iPad. An der Erfolgsgeschichte seines Unternehmens hat Jobs maßgeblich mitgeschrieben.

"Lebe jeden Tag als wäre es dein letzter"

Ein Gedanke begleitete den Weg des Apple-Chefs seit Jahrzehnten: "Lebe jeden Tag als wäre er dein letzter, denn eines Tages liegst du damit richtig." Für ihn war das ein Antrieb, seine Ideen bis ins Detail zu verwirklichen. Keine einfache Weiterentwicklung, sondern ein Quantensprung – das war stets das Ziel, wenn es um die Konzeption neuer Produkte ging.

Apple prägte Zeitgeist des 21. Jahrhunderts

Jobs Kreativität, die sich in weltweit erfolgreichen Apple-Produkten - wie zuletzt dem iPhone - niederschlägt, bestimmten den Zeitgeist und prägten das multimediale Leben der Menschen im noch jungen 21. Jahrhundert. Er hat maßgeblich dazu beigetragen, wie wir heute Musik hören und Computer, sowie Handys bedienen.

"Jobs war kein einfacher Chef"

Steve Jobs ist Apple und Apple ist Steve Jobs - seine Identifikation mit Marke und Produkten haben bisher immer nach außen und innen gewirkt, sagt der deutsche Computerjournalist Torsten Beeck im Interview mit Ö1. "Jobs ist sicher ein Besessener und ein harter Manager - hart gegenüber seinen Mitarbeitern und hart gegenüber sich selbst. Er war sicherlich kein einfacher Chef." Mit dem Wechsel an der Konzernspitze wird sich auch die Kultur der Unternehmensführung ändern, glaubt Beeck.

Tim Cook: Graue Eminenz statt Symaphieträger

Sein Nachfolger Tim Cook steht jetzt vor der Herausforderung, das Unternehmen erfolgreich weiterzuführen. Cook war lange Jahre Jobs engster Mitarbeiter. Er hat zwar das operative Geschäft erfolgreich geleitet, gilt aber mehr als graue Eminenz denn als charismatisches Genie. Neben vielen anderen Branchenkennern formuliert auch Computerexperte Beeck leise Zweifel an der Führungskompetenz Cooks.

"Schicke Verpackung alleine ist zu wenig"

Es brauche mehr als einen guten Geschäftsmann an der Konzernspitze, damit die Marke ihren Kult-Charakter bewahren kann, selbst wenn Apple mittlerweile Massenware sei, resümiert Beeck. "Es gibt ein paar wirklich ganz besondere Personen, die in den letzten Jahren dafür gesorgt haben, dass Apple-Produkte so aussehen wie sie aussehen. Aber natürlich gehört zum Erfolg deutlich mehr als eine schicke Verpackung."

Steve Jobs: zukünftige Rolle ungewiss

Auch das Vertrauen der Investoren in den neuen Mann an der Apple-Spitze ist nicht besonders ausgeprägt. Sie trauen ihm keine Impulse, keine Ideen, keine Innovation zu. Tim Cook gilt als einer, der die Firma auf Kurs hält. Die Konkurrenz wittert bereits die Chance, Apple innovationstechnisch zu überholen. Ihre Produkte, die oft auf Steve Jobs Erfindungen aufbauen, sind, wenn schon nicht besser, dann zumindest deutlich günstiger.

Welche Rolle Steve Jobs künftig bei Apple übernehmen wird, ist noch unklar. Seine Omnipräsenz bei Entwicklung und Vermarktung sind Geschichte. Den neuen Produkten bleibt vielleicht sein Gesicht, aber immer weniger sein Kopf.

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