Blutigste Ausschreitungen seit Mubarak-Sturz

Gewalt zwischen Christen und Muslimen

In Kairo hat es nach den schweren Zusammenstößen von Kopten und extremistischen Muslimen erneut Ausschreitungen gegeben. Vor einem Krankenhaus haben heute tausende Kopten demonstriert und laut Augenzeugen ein Polizeiauto in Brand gesteckt. Die Zahl der Toten ist mittlerweile auf 26 gestiegen, darunter 22 christliche Demonstranten und vier Soldaten.

Abendjournal 10.10.2011

Tanja Geleckyj

Kopten-Demonstration in Kairo

Die Spannungen nach den nächtlichen Gewaltausbrüchen zwischen koptischen Christen und extremistischen Muslimen sind weiter spürbar. Vor dem koptischen Krankenhaus in der Kairoer Innenstadt haben sich heute zahlreiche Demonstranten versammelt. Sie haben Holzkreuze in die Höhe gehalten und leere Särge aufgestellt. Augenzeugen berichten, dass die Kopten Polizeiautos mit Steinen beworfen und ein Fahrzeug angezündet haben.

EU verurteilt Gewalt gegen Christen

Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton kritisiert die gewaltsamen Auseinandersetzungen scharf. Ägypten müsse vor den Parlamentswahlen im November die Menschen schützen, egal wer sie sind, woher sie kommen und welchen Glauben sie haben.

Warnung vor Gefahr eines Bürgerkriegs

Amr Moussa, der ägyptische Präsidentschaftskandidat und ehemalige Generalsekretär der Arabischen Liga, warnt indes vor den Gefahren eines Bürgerkriegs. "Die Zusammenstöße gestern waren nicht zwischen Muslimen und Christen, sondern sie sind von Schlägern angezettelt worden, die der Revolution und seinem politischen Prozess in den Rücken fallen. Die Situation ist kritisch."

Kommission zur Untersuchung der Gewalt

Das in Ägypten herrschende Militär hat eine rasche Untersuchung der Gewalt angekündigt. Eine Kommission soll die Vorfälle untersuchen und herausfinden, wie es zu dem Ausbruch der Gewalt kommen konnte.