Erhellendes aus dem Protokoll
Grasser erklärt seine Zürich-Reise
Die Buwog-Affäre birgt nach wie vor erstaunliche Vorgänge. Einer davon ist eine Reise des ehemaligen Finanzminister Karl-Heinz Grasser nach Zürich, für die sich nun die Staatsanwaltschaft interessiert hat. Es ging dabei um Grassers Überweisungen für dessen Schwiegermutter und ein Geschäft des Lobbyisten Walter Meischberger mit einem Vermögensverwalter.
8. April 2017, 21:58
Abendjournal, 13.10.2011
Notiz über "Gefahrenpotential"
In der Buwog-Affäre hat im vergangenem Jahr das Tagebuch des Lobbyisten Meischberger für einige Heiterkeit und auch Rätselraten gesorgt. Etwa eine mysteriöse Notiz Meischbergers über ein Treffen mit Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser im Hinterzimmer von Meischbergers Büro: Meischberger verzeichnete, dass Grasser mit Meischbergers Anwalt nach Zürich zu einem Anlageberater fliegen würde. Denn: "Hier liegt noch Gefahrenpotential", notierte Meischberger. Das hat natürlich auch die Staatsanwaltschaft interessiert. Das Wirtschaftsmagazin Format, dem die Einvernahme-Protokolle des Ex-Finanzministers vorliegen, liefert nun Grassers Erklärung für seine Zürich-Reise.
"Kein katastrophales Bild"
Im Mittelpunkt der Reise nach Zürich stand offenbar ein geheimnisvolles Konto bei der Mandarin-Group. Hier landeten nicht nur Grassers Gewinne für seine Schwiegermutter, sondern auch Gelder von Meischbergers Millionenprovision aus dem Buwog-Verkauf. Er sei in die Schweiz geflogen, weil er drauf gekommen sei, dass Meischberger mit demselben Vermögensverwalter Geschäfte gemacht habe, so Grasser auf Fragen des Staatsanwalts: "Ich hab mir gedacht, das ist gar nicht gut, weil mir klar war, was die mediale Vermutung sofort sein würde", zitiert Format aus der Einvernahme und: "Dort hab' ich am Ende des Tages leider erfahren, was der Vermögensverwalter mit Meischberger gemacht hat, und dass leider Gottes über Mandarin auch meine Überweisung für meine Schwiegermutter gelaufen ist". - "Haben Sie nicht daran gedacht, dass es im Nachhinein ein katastrophales Bild macht, wenn Sie sich mit Meischberger, seinem Anwalt und dem Vermögensverwalter treffen", fragt der Staatsanwalt. Grasser sieht das gar nicht so: "Nein, das zeichnet aus meiner Sicht gar kein katastrophales Bild, sonst hätte ich es ja nicht gemacht."
Nach Telefonaten nicht gefragt
Die Ermittler befragen Grasser auch zu seinen überwachten Telefonaten mit Meischberger. Und fragen, warum er diese nicht vor Gericht bei seinem Prozess gegen Ex-Mitarbeiter Ramprecht erwähnt habe. Dazu sagt Grasser: "Weil ich nicht danach gefragt worden bin. Wenn ich nach Telefonaten gefragt worden wäre, hätte ich dies angegeben".
"Ich will das nicht wissen"
Zu seinem Trauzeugen Meischberger scheint Grasser überhaupt ein sehr ambivalentes Verhältnis zu pflegen. So fragt die Staatsanwaltschaft, ob er sich nie dafür interessiert habe, wie Meischberger die Provisionen für die Buwog abgewickelt hätte. Nein, sagt der Ex-Finanzminister: "Ich wollte mein Gewissen nicht belasten". Versuche Meischbergers, ihm dazu etwas zu erklären, habe er abgewehrt: "ich hab ihm gesagt, ich will das nicht wissen, weil ich mich geärgert habe".