Gegen Berlusconi und die Finanzindustrie

Massenproteste in Rom

London, New York, Paris, Madrid - überall wird es heute zu großen Protestveranstaltungen gegen die Finanzindustrie, aber auch gegen die Politik im Allgemeinen kommen. Schon seit einigen Tagen sind die Demonstranten in Rom unterwegs. Dort soll es heute eine Großdemonstration mit mehr als Hunderttausend Teilnehmern geben.

Morgenjournal, 15. 10. 2011

"Glauben an Demokratie des Volkes"

Auch in Italien gehen die "Empörten" jetzt auf die Straße - ganz nach dem Vorbild von "Occupy Wall Street". Gestern hat es schon eine kleine Probe von dem gegeben, was heute hier in Rom passieren soll: "Ihr vertretet niemanden", rufen die Demonstranten vor dem Parlament, wo Silvio Berlusconi gerade die Vertrauensabstimmung gewonnen hat. Wenn man nach den Demonstranten geht, dann ist das Verhältnis zwischen Regierung und Regierten mehr als gestört: "Wir glauben an eine andere Demokratie. An eine Demokratie des Volkes. An eine Demokratie, die von jenen Menschen getragen wird, die jeden Tag unter der Wirtschaftskrise leiden. Hier, das Parlament, auf das wir blicken, ist nicht das Haus der Demokratie." Ein anderer Demonstrant meint: "Ich glaube, das ist ein globales Problem der Legitimität der Politik und der Wirtschaft. Offensichtlich befinden wir uns in einer kommissarischen Verwaltung durch die Finanzdiktatur."

Hunderttausende erwartet

Die Veranstalter hoffen, dass 150.000 Menschen aus ganz Italien nach Rom kommen werden, um zu demonstrieren. Es geht ihnen bei weitem nicht nur um die politische Situation in Italien. Der Protest der „Empörten“, wie sie sich nennen, richtet sich gegen Kapitalismus, Gier, Banken und die EU der Konzerne, wie sie sagen: "Es ist ein strukturelles Problem, das wir haben – ein Problem der europäischen Idee. Den Preis für die Krise zahlen jene, die in prekären Arbeitsverhältnissen sind. Den Preis zahlen die Arbeitslosen und die Studenten. Sie zahlen dafür, dass es diese Ungleichheit der Verteilung gibt. Das liegt natürlich auch an unserer Regierung. Aber ich habe nicht die Illusion, dass es im Parlament eine Alternative gäbe, die die Probleme unseres Landes lösen könnte."

Bereits erste Zusammenstöße mit Polizei

Schon seit Tagen sind einige Hundert Demonstranten in der Stadt. Sie haben vor der Nationalbank die Straße blockiert und ein Zeltlager eingerichtet. Das wurde aber von der Polizei wieder geräumt. Auch Zusammenstöße mit den Sicherheitskräften hat es schon gegeben. Deshalb wird heute wieder ein Großaufgebot der Polizei in der Stadt stationiert werden. Auf jeden Fall wird es ein Verkehrschaos geben, denn der Demonstrationszug wird sich für Stunden quer durch Rom bewegen.