Eröffnungsausstellung zu "100 Jahre Hollywood"
Jüdisches Museum Wien nach dem Umbau
Am Mittwoch, 19. Oktober 2011, wird das Jüdische Museum in der Wiener Dorotheergasse wiedereröffnet. Seit Jänner war das Palais Eskeles wegen Sanierungs- und Umbauarbeiten geschlossen gewesen. Jetzt erstrahlt es in neuem Glanz.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 17.10.2011
Das Jüdische Museum eröffnet unter anderem mit der Ausstellung "Bigger Than Life - 100 Jahre Hollywood". Sie beschäftigt sich unter anderem mit den meist jüdischen Gründern der großen US-Filmstudios. Eine neue Dauerausstellung gibt es unterdessen noch nicht. Die Entfernung der alten hatte zuletzt für heftige Debatten gesorgt.
Konkret gab es Aufregung um die Zerstörung von Hologrammen, auf denen etwa Ritualgegenstände abgebildet waren. Die Zertrümmerung der Sets sorgte auch international für Kritik. Im Museum selbst wurde versichert, dass die Hologramme nicht mehr zu demontieren waren. Der Weg zu einer neuen Dauerausstellung soll nun über eine temporäre Schau führen, wie Museumsdirektorin Danielle Spera und Chefkurator Werner Hanak-Lettner anlässlich einer Führung durch das Haus in der Dorotheergasse betonten.
"Eine neue Dauerausstellung kann man nicht vom Zaun brechen", versicherte Spera. Darum sei entschieden worden, daraus eine Art "Work in Progress" zu machen. Das bedeutet: Zur Eröffnung werden in einer eigenen Schau Themenbereiche präsentiert, die laut Spera für eine neue Dauerausstellung wichtig sind. Gleichzeitig soll mit Experten, aber auch mit Besuchern über diese Themen diskutiert werden - und auch darüber, welche Erwartungen in der heutigen Zeit an ein Jüdisches Museum gerichtet werden. Die neue Dauerausstellung soll im Herbst 2012 starten.
Atelier für Kindergeburtstage
Teile der künftigen permanenten Ausstellung sind jedoch schon im Oktober fertig: So wurde im obersten Stock ein Schaudepot eingerichtet, in dem Objekte aus den Sammlungen zu sehen sein werden. Die Schätze des Jüdischen Museums werden dort im Kontext mit ihrer Herkunft - etwa mit den Synagogen, aus denen sie stammen - dargestellt. Sammlerpersönlichkeiten wie Max Berger oder Martin Schlaff werden ebenfalls dort vorgestellt.
Auch ein neues Kinderatelier kann bereits zur Eröffnung besucht werden. Es beleuchtet Rituale im jüdischen Leben anhand von Museums- sowie Alltagsobjekten. Künftig soll in diesem Raum aber nicht nur gelernt, sondern auch gefeiert werden: Er ist für Kinder-Geburtstagsfeste zu mieten.
Traumfabrik Hollywood
Persönlichkeiten aus Ost- und Mitteleuropa stehen im Mittelpunkt der ersten Wechselausstellung, denn es waren vor allem jüdische Emigranten aus dieser Region, die die Traumfabrik Hollywood begründet haben. Das Jüdische Museum, das zur Vorbereitung der Schau Kontakt mit den Familien von Studio-Gründern aufgenommen hat, verspricht einen Blick hinter die Film-Kulissen. Zu sehen sind unter anderem Plakate aus der Stummfilmzeit, sowie zahlreiche Exponate wie ein Sessel aus Rick's American Cafe aus dem Film "Casablanca" bis hin zur Zigarrenbox von Paramount-Gründer Adolph Zukor.
Erst kürzlich hat Kurator Werner Hanak-Lettner in Los Angeles einen Baseballschläger ersteigert, der ebenfalls gezeigt wird. Er stammt aus dem Film "Inglorious Basterds" von Quentin Tarantino und wurde dort vom "Bear Jew" (gespielt von Eli Roth) verwendet. Als "fiktive jüdische Angriffswaffe" sei der Schläger ein Symbol für eine neue Herangehensweise Hollywoods an die Jahre der Schoah, befand Hanak-Lettner.
Weitere erfolgte Renovierungen
Neues gibt es für Museums-Besucher auch abseits des Ausstellungsgeschehens. So sind etwa der Eingang und der Kassenbereich nun zentral gelegen. Renoviert wurden auch das Cafe und die Buchhandlung. Das frühere Auditorium im Erdgeschoß wird künftig als Ausstellungsraum fungieren. Und Gäste, die mehr über das jüdische Leben in Wien erfahren wollen und die etwa auf der Suche nach Adressen sind, können sich ab 19. Oktober an einem eigenem Servicedesk informieren.
Laut dem Geschäftsführer der Wien-Holding, Peter Hanke, haben Stadt und Holding rund 2,6 Mio. Euro in die Sanierung des Jüdischen Museums Wien investiert. Renoviert wurde unter anderem die Außenfassade, auch die Klima- und Haustechnik wurde komplett erneuert.
Text: APA, Red., Audio: ORF
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Ö1 Club-Mitglieder bekommen im Jüdischen Museum Wien ermäßigten Eintritt (40 Prozent).
Jüdisches Museum Wien