Autor zu Gast in Wien
Gratisbuch-Aktion mit Vargas Llosa
Der Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa macht Station in Wien. Der Anlass: Die Gratisbuch-Aktion "Eine Stadt. Ein Buch", bei der 100.000 Exemplare seines Romans "Der Geschichtenerzähler" verteilt werden, einem Roman aus dem Jahr 1987.
14. April 2025, 11:04
Mit im Gepäck hat der 75-jährige Peruaner auch seinen neuen Roman "Der Traum des Kelten". Die Buchpremiere wurde im Rahmen der Frankfurter Buchmesse gefeiert - mit einer Lesung im Frankfurter Schauspielhaus.
Figur mit Widersprüchen und Geheimnissen
Vom abenteuerlichen Leben des Roger Casement erzählt Mario Vargas Llosa in "Der Traum des Kelten". Roger Casement war ein irischer Diplomat, der die grausame Ausbeutung der Ureinwohner im Kongo anprangerte und die Vernichtung der Indios im Amazonasgebiet. Für seine Verdienste wurde er von den Engländern geadelt und 1916 wegen Hochverrats hingerichtet. Vor mehr als 700 Zuhörern im ausverkauften Frankfurter Schauspielhaus las Mario Vargas Llosa den Anfang seines Romans.
Auf Roger Casement sei er zufällig bei der Lektüre einer Biografie des Schriftstellers Joseph Conrad gestoßen, sagte Vargas Llosa. Dieses Leben und die Widersprüche und Geheimnisse dieser Figur haben ihn fasziniert und in einen Roman gelockt.
Ausbeutung durch Kolonialismus
Casement sei schließlich einer der ersten Europäer gewesen, der erkannt hatte, was Kolonialismus wirklich war, dass er nicht - wie behauptet - Zivilisation und Christentum in Afrika verbreitet, sondern eine brutale Form der Ausbeutung ist, Verbrechen, Folter und Völkermord inklusive, sagte Mario Vargas Llosa.
1885 war der Kongo unter belgische Kolonialherrschaft gekommen, König Leopold II. führte als persönlicher Eigentümer des Landes eines der der grausamsten Kolonialregime. In Europa weiß man kaum etwas über die Verbrechen seiner Kompanie, sagt Mario Vargas Llosa und nennt den belgischen König in einem Atemzug mit Hitler und Stalin.
Millionen Menschen auf dem Gewissen
"Leopold war der erste große Völkermörder des 20. Jahrhunderts", so Vargas Llosa. "In seinem Heimatland Belgien wird er nach wie vor als großer Staatsmann gehandelt, dem man Museen widmet, dabei war er für den Tod von acht bis zehn Millionen Menschen verantwortlich. Es ist unglaublich, dass das in Vergessenheit geraten konnte."
Dieser Roman sollte das ändern. Mit dem "Traum des Kelten" kehrt Vargas Llosa zu seinen Anfängen zurück, zu seinem Roman "Das grüne Haus" - eine Metapher für die Gewalt der Kolonialherren in Peru, einem der großen Lateinamerika-Romane der 1960-er Jahre.
Vargas Llosas Programm in Wien
Einem frühen Vargas Llosa kann man ab Dienstag, 18. Oktober 2011 auch in Wien begegnen - bei der Aktion "Eine Stadt ein Buch" wird heuer "Der Geschichtenerzähler" gratis verteilt.
Der Auftakt dazu ist am Dienstag um 12:00 Uhr in der Wiener Hauptbücherei am Gürtel. Am Abend wird Vargas Llosa in der Fernwärme Wien lesen und Fragen von Michael Kerbler beantworten.