Zurück in Israel nach fünf Jahren

Israelischer Soldat Gilad Shalit ist frei

Der israelische Soldat Gilad Shalit ist frei. Fünf Jahre lang war er in palästinensischer Gefangenschaft. Dank einem Gefangenenaustausch konnte er am Dienstagvormittag wieder nach Israel zurückkehren. Als Gegenleistung hat Israel 477 palästinensische Häftlinge frei gelassen.

Mittagsjournal, 18.10.2011

Analyse von Ben Segenreich im Gespräch mit Hubert Arnim-Ellissen

Mittagsjournal, 18.10.2011

Freilassung über Ägypten

Der Austausch war genau geplant: Shalit traf in Ägypten mit einem israelischen Vertreter zusammen. Dann kehrte er über den Grenzübergang Kerem Shalom in die Heimat zurück. Er soll bei guter Gesundheit sein. Shalit ist der erste israelische Gefangene seit 26 Jahren, der wieder lebend aus palästinensischer Gefangenschaft zurückkehrt. Im Jahr 2006 hatte ein Hamas-Kommando den damals 20-jährigen Soldaten in den Gaza-Streifen verschleppt.

"Immer an Freilassung geglaubt"

Er habe während seiner Gefangenschaft im Gazastreifen immer an seine Freilassung geglaubt, sagte Shalit in einem Interview mit dem ägyptischen Staatsfernsehen nach seiner Freilassung. Vor einer Woche habe er erfahren, dass er freigelassen werden solle. "Ich glaube, die Ägypter waren in ihrer Vermittlung erfolgreich, weil sie sowohl zur Hamas als auch zu Israel gute Beziehungen haben", sagte er. Auf die Frage der Reporterin, auf was er sich am meisten freue, antwortete er: "Natürlich habe ich meine Familie am meisten vermisst, aber auch meine Freunde."

477 Palästinenser sind frei

Für seine Freiheit kommen 1027 palästinensische Häftlinge auf freien Fuß. Diese Vereinbarung hat Israesl Regierung mit der im Gaza-Streifen regierenden Hamas getroffen. Während Shalit von der Hamas nach Ägypten gebracht wurde, hat Israel Dienstagvormittag 477 Palästinenser mit Bussen zu zwei Grenzübergängen gefahren - einen zum Gazastreifen und einen zum Westjordanland. Einige nun freie Palästinenser haben Jahrzehnte in israelischen Gefängnissen verbracht. In zwei Monaten sollen die restlichen Häftlinge frei gelassen werden.

Gefangenenaustausch umstritten

Der Austausch ist in Israel umstritten. Die israelische Tageszeitung "Maariv" hat berechnet, dass die freigelassenen Palästinenser für den Tod von 569 Israelis verantwortlich sein sollen. In der Bevölkerung ist der Gefangenenaustausch trotzdem sehr populär. Nach Umfragen unterstützen fast 80 Prozent der Israelis die Vereinbarung mit der Hamas.

Kritik auch von Palästinensern

Kritik kommt aber auch von Palästinenser-Organisationen. Die Auswahl der freigelassenen Palästinenser sei teilweise willkürlich, kritisieren die Menschenrechtsorganisationen "Addameer" und "Al-Haq". Es müsse auch berücksichtig werden, dass viele Palästinenser "völkerrechtswidrig nicht in ihre Heimat zurückkehren können". Außerdem seien noch knapp 4.500 politische Häftlinge in israelischen Gefängnissen.

Übersicht

  • Naher Osten