Gehaltsverhandlungen beginnen
Handelsgehälter: Frauen im Fokus
Nach den turbulenten Metaller-Lohnverhandlungen starten heute die Kollektivvertragsverhandlungen für die rund 450.000 Handelsangestellten. Kein anderer Kollektivvertrag umfasst mehr Beschäftigte, die Mehrheit davon sind Frauen. Die Gewerkschaft legt ihr Schwergewicht bei den Forderungen heuer auf Frauenförderung.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 19.10.2011
Benachteiligung beseitigen
Der Handel verdiene gut an den Frauen und es sei an der Zeit, die Benachteiligung der Frauen zu beseitigen, sagt der Chefverhandler auf Arbeitnehmerseite, Manfred Wolf von der Gewerkschaft der Privatangestellten. Das müsse sich einerseits im Gehaltsanschluss niederschlagen, aber auch bei der Anrechnung von Karenzzeiten, so Wolf.
Gehaltsmindernde Karenzzeit
Derzeit fallen Frauen im Handel während der Karenzzeit um wichtige Gehaltsprünge wie Sonderzahlungen oder Jubiläumsgelder um, die sie im Arbeitsleben nicht mehr aufholen können, sagt die Gewerkschaft. Der Handel ist mit rund 275.000 Frauen einer der größten Frauen-Arbeitgeber in Österreich und habe daher eine besondere Verantwortung, betont Gewerkschafter Wolf.
"Schwieriger Punkt"
Die Arbeitgeber wollen über die Anrechnung der Karenzzeiten aber nicht im Zuge der Kollektivvertragsverhandlungen reden. René Tritscher, Geschäftsführer der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer, bezweifelt, "ob der Kollektivvertrag das richtige Instrument für solche Frauenförderungsmaßnahmen ist." Tritscher geht davon aus, "dass wir zwar darüber reden werden, dass das aber ein schwieriger Punkt in den Verhandlungen werden wird."
Forderung noch unkonkret
Insgesamt rechnet Tritscher mit konstruktiven Gesprächen. Die Gewerkschaft hält sich bei den Gehaltsforderungen noch bedeckt. Chefverhandler Wolf kündigt an: "Wir werden eine Forderung erheben, die dem wirtschaftlichen Erfolg der Branche und der besonderen sozialen Situation unserer Beschäftigten Rechnung trägt."
Verhandler der Arbeitgeber unklar
Prozentzahlen werde er nicht öffentlich diskutieren, die Forderung werde heute Nachmittag den Arbeitgebern präsentiert, sagt Gewerkschafter Wolf. Wer ihm dabei auf Seiten der Arbeitgeber als Chefverhandler gegenüber sitzt, wird übrigens erst unmittelbar vor Verhandlungsbeginn bekannt gegeben: Noch-Handelsobmann Fritz Aichinger wird die Kollektivvertragsverhandlungen heuer nicht mehr führen - er hat als neuer Klubchef der Wiener ÖVP neue Aufgaben.