Ankara schlägt zurück

Neuer Krieg PKK gegen Armee

In der Türkei ist der Krieg zwischen der kurdischen PKK und der türkischen Armee in den letzten Stunden neu aufgeflammt. Bei mehreren Angriffen der PKK im Südosten des Landes wurden mindestens 26 türkische Soldaten getötet. Am Dienstag hatte eine ferngesteuerte Bombe acht Polizisten getötet. Die Regierung in Ankara will jetzt mit aller Macht zurückschlagen.

Mittagsjournal, 19.10.2011

Großoffensive nach PKK-Angriffen

Die türkische Regierung fasst es als eine Kriegserklärung auf und reagiert auf die 26 getöteten Soldaten mit einer Großoffensive. Seit den Morgenstunden bombardieren türkische Kampfflugzeuge kurdische Stellungen im Irak. Auch türkische Bodentruppen sollen bereits die Grenze zum Nachbarland überschritten haben. Niemand soll vergessen, dass unsere Rache groß sein wird, sagt Präsident Gül: Unser Kummer ist groß. Aber die uns diesen Schmerz zugefügt haben, werden mit einem Vielfachen bezahlen. Die glauben, dass sie unseren Staat mit diesen Angriffen erschüttern können, werden sehen, dass sie nichts erreichen. Regierungschef Erdogan und die wichtigsten Minister haben geplante Auslandsreisen abgesagt, um zu einem Krisentreffen nach Ankara zu kommen.

Unklare Motive

Die jüngste Angriffswelle der kurdischen PKK sorgt in der Türkei für Verwirrung. Denn sie kommt zu einem Zeitpunkt, da kurdische Politiker im Parlament in Ankara Verhandlungen über eine neue Verfassung beginnen. Will die PKK diese Verhandlungen stören oder gar von Vornherein zum Scheitern bringen? Oder geht es darum, den Forderungen der kurdischen Politiker mit Gewalt mehr Nachdruck zu geben?

Wie weit es sich bei der PKK noch um eine in sich geschlossene Organisation handelt, ist zur Zeit schwer zu sagen. Ihr offizieller Führer Abdullah Öcalan ist nicht seit 13 Jahren in Einzelhaft – seit einigen Wochen hat die türkische Regierung auch den Anwälten Öcalans den Zutritt zum berühmtesten Gefangenen des Landes verwehrt. Daher kann über Öcalans derzeitige Haltung nur gemutmaßt werden.

Viele PKK-Gefolgsleute verhaftet

Die im Juni gewählten Abgeordneten der kurdischen BDP behaupten, Öcalan, den sie noch immer als Leitfigur sehen, trete heute für eine Verhandlungslösung ein. Und verlangen seine Freilassung und Überstellung in Hausarrest. Außerdem fordern sie das Ende der Verhaftungswelle gegen mutmaßliche Sympathisanten der PKK. In den letzten Wochen wurden hunderte kurdische Aktivisten unter dem Vorwurf verhaftet, sie würden Terrorismus begünstigen.

Die neueste Eskalation zwischen PKK und türkischer Armee wird den Druck auf die kurdische Bevölkerung weiter erhöhen.