Islamisten beeinflussen neue Verfassung stark

Tunesien: Noch kein offizielles Endergebnis

Erst heute Nachmittag wird die Wahlkommission in Tunesien mit dem Endergebnis der Parlamentswahl an die Öffentlichkeit gehen. Die Islamistenpartei hat bereits gestern Abend ihre eigene interne Hochrechnung veröffentlicht. Diesem inoffiziellen Ergebnis zufolge hätten die Islamisten viel mehr Stimmen bekommen als erwartet, nämlich über 40 Prozent.

Jede Wahlfälschung soll ausgeschlossen werden

Die Wahlkommission möchte, dass niemand die Legitimität der ersten freien Wahlen in Frage stellen kann. Es wurde zuerst im Wahlbüro gezählt, dann wurden die Urnen versiegelt und in die Zentrale gebracht. Hier wird alles noch drei Mal durchgezählt gezählt. Auch die übrig gebliebenen Wahlzettel. Jede Möglichkeit der Wahlfälschung wird ausgeschlossen.

Morgenjournal, 25.10.2011

Islamisten über 40 Prozent?

Doch die Parteien hatten Beobachter in den Wahlbüros während der ersten Auszählung. Diese haben den Zentralen die Zahlen geliefert wodurch eine interne Hochrechnung zustande gekommen ist. Die Islamistenpartei Ennahda ist somit eindeutig stärkste Partei, mit 40 Prozent der Stimmen.

Reihung noch unklar

Weit dahinter ein Kopf an Kopf-Rennen zwischen den Sozialdemokraten von Ettakatol und einem Outsider dem aus dem Exil zurückgekehrte Moncef Marzouki. Die von den Umfragen vor der Wahl zweitstärkste Partei, die Demokratische Fortschrittspartei PDP von Néjib Chebbi befindet sich nur an vierter oder fünfter Stelle.

Ausländische Investoren sollen kommen

Bei der Veröffentlichung dieser Teilergebnisse, hat die Islamistenpartei jedoch versucht die internationale Gemeinschaft zu beruhigen. "Man darf keine Angst vor Ennahda haben. Doch man soll Angst haben vor dem, was von der Diktatur übriggeblieben ist.", sagt Abdelkar Marouni, der Spitzenkandidat der Islamistenpartei im größten Wahlsprengel von Tunis. Auch werde man sich bemühen sobald wie möglich die Stabilität wieder herzustellen und den Weg für ausländische Investoren zu ebnen.

Islamisten natürlicher Teil der Gesellschaft

Die Zahlen dürften größtenteils stimmen, denn sogar die Gegner der Islamisten haben deren Sieg anerkannt. Mohamed Jegham von der Partei El Watan sieht in den Islamisten einen realen Teil der tunesischen Gesellschaft: "Es entspricht einer historischen, soziologischen und politischen Realität unseres Landes."

Koalition geplant

In Tunis kursiert das Gerücht dass der Chef der Islamisten Partei Ennahda Rachid Ghannouchi jetzt eine Allianz mit der Partei von Moncef Marzouki schließen könnte. Zusammen hätten sie dann weit über 50 Prozent der Stimmen und könnten sowohl die neue Verfassung als auch die neue Übergangsregierung stark beeinflussen.