WIFO-Experte: Nur Artikel für Austritt aus der EU

Keine Richtlinien für Austritt aus der Euro-Zone

Der griechische Premier setzt alles aufs Spiel. Was würde passieren wenn die Griechen das neue Hilfspaket samt Sparmaßnahmen ablehnen und in eine Pleite schlittern? Würden sie den Euro verlieren? Würden die Euroländer, auch Österreich ihre bisher geleisteten Hilfskredite nicht mehr zurückbekommen?

Abendjournal, 2.11.2011

Breuss: Totales Chaos

Griechenland müsse schnell abstimmen und Klarheit schaffen, warnt Fritz Breuss vom Wirtschaftsforschungsinstitut: "Durch diese Volksabstimmung verzögert sich der ganze Schuldenabbauprozess wieder vielleicht ins nächste Jahr hinein. Also es ist ein totales Chaos. Niemand weiß genau, was passiert. Deshalb auch diese völlige Unruhe an den Märkten."

Folgen einer Staatspleite dramatisch

Man müsse den Griechen klarmachen, dass die Folgen einer Staatspleite dramatisch wären: "Eine Staatspleite hat auch eine schwere Rezession, hohe Arbeitslosigkeit, Vernichtung von Einkommen, einen Run auf die Banken, soziale Unruhen zur Folge; alles kann passieren. Also wenn man ihnen das erklärt, bin ich ziemlich sicher, dass die Volksabstimmung pro Rettungsschirm ausgeht."

Schuldenschnitt müsste neu verhandelt werden

Aber was ist wenn die Abstimmung nicht positiv ausgeht? Der Schuldenschnitt mit den Banken müsste neu ausverhandelt werden, sagt Breuss. Euroländer wie Österreich, die den Griechen Geld geliehen haben, müssten sich weniger Sorgen machen: "Ich vermute auch, dass diese Kredite aus dem ersten Rettungspaket von Griechenland bezahlt werden gegenüber den Euroländern, weil sonst brauchen sie überhaupt nicht mehr um Hilfe anzustehen."

Breuss: Austritt aus der Euro-Zone nicht möglich

Auch den Griechen sei klar: Das neue Hilfspaket, das jetzt offenbar in Frage gestellt wird, ist die letzte Chance von der EU Hilfe zu bekommen, sagt Breuss. Einen Rauswurf aus der Eurozone hält er für unwahrscheinlich: "Da müsste Griechenland zunächst einmal aus der EU austreten. Wir haben im EU-Vertrag nur einen Artikel 50, der einen Austritt aus der Europäischen Union erlaubt, aber nicht einen separaten Artikel, der einen Austritt nur aus der Euro-Zone erlaubt. Und dieser Schritt wäre viel zu dramatisch. Einen totalen Austritt aus der Europäischen Union kann man sich politisch gar nicht vorstellen." Breuss setzt also auf die Vernunft der Griechen.