Vorteile für Jungunternehmer und Betriebe

Der Franchise-Boom

Normalerweise ist es ja verpönt, eine fremde Idee zu kopieren. Doch genau davon lebt das System Franchise: Ein großes Unternehmen vermietet seine Geschäftsidee an einzelne Unternehmer weiter. In Österreich wird Franchising immer mehr zum Trend. Die Branche erwirtschaftete einen Jahresumsatz von acht Millionen Euro.

Morgenjournal, 3.11.2011

Hanna Sommersacher

Begrenztes Risiko für Jungunternehmer

Junge Unternehmen, neudeutsch auch "Startups" genannt, sprießen wie Pilze aus dem Boden. Und auch das so genannte Franchising wird immer beliebter. Im Gegensatz zum Startup ist das Risiko beim Franchise-Unternehmen geringer. Denn es geht dabei nicht darum, eine neue Idee wirtschaftlich auszutesten, sondern ein bewährtes Modell zu übernehmen. Mehr als vierhundert Unternehmen bieten Franchise in Österreich an.

"Franchise ist nichts für Angsthasen"

Franchise sei aber nichts für Angsthasen, sondern für Unternehmer, die auch Kapital haben, und ihre Stärken eher in der Umsetzung einer Geschäftsidee haben und weniger in der Erfindung einer solchen, betont Andreas Schwerla, Präsident des Österreichischen Franchise-Verbands und Leiter von McDonalds Österreich.

Unternehmen auf Know-How angewiesen

Die Firmen gewinnen durch Franchise das Standortwissen ihrer Subunternehmer. Zum Beispiel Accor: Die französische Hotelkette will in den nächsten fünf Jahren weltweit um 200.000 Zimmer wachsen. Alleine könne man diese Aufgabe nicht stemmen, sagt Stéphane Engelhard, Accor-Chef in Österreich. "Das würde auch keinen Sinn haben, denn wir sind keine Grundstücksexperten, sondern Experten im Führen von Hotels. Daher brauchen wir Partner vor Ort, die die Standorte mit uns gemeinsam entwickeln", so Engelhard.

Ein Hotelier, der das Modell Accor übernimmt, kann die starke Marke nutzen - und die erhöht den Umsatz. Bis zu fünf Prozent Plus seien möglich, sagt Engelhard. Gratis gibt es den Namen Accor aber nicht. Bis zu sechseinhalb Prozent des Umsatzes muss ein Hotelier in Österreich an Accor abliefern.

Einheitliche Standards stärken Marke

Neben internationalen Größen steigen auch heimische Firmen ins Franchise-Geschäft ein. Die Bäckereikette Ankerbrot will ab Jänner zwanzig Pacht-Standorte in Franchise-Standorte umwandeln. "Wir haben einfach bemerkt, dass das Pachtmodell sehr begrenzt ist. Die Möglichkeit, unsere Standards auch nach außen zu tragen, lässt dieses Modell nicht zu", so Ankerbrot-Vertriebsleiterin Barbara Rolinek.

Franchise als Wachstumsbranche

Das System Franchise könnte in Österreich noch stärker genutzt werden, sagen die beteiligten Firmen. Franchise-Verbandsleiter Schwerla rechnet mit großem Wachstum in den nächsten Jahren. Ob das auch einen Gewinn für die Kunden bedeutet, ist unklar. Denen ist aber laut Schwerla ohnehin egal, wer hinter einem guten Produkt steht.