Für Kampf gegen Abschiebung
Ute-Bock-Preis für Zivilcourage
Dieses Jahr geht der Ute-Bock-Preis für Zivilcourage von SOS-Mitmensch an fünf junge Aktivisten, die sich für Asylwerber einsetzen. Einer der Preisträger ist der 23-jährige Wiener Robert Zahrl. Er kämpft seit einem Jahr gegen die Abschiebung eines Studenten, der aus dem westafrikanischen Guinea stammt - bisher mit Erfolg.
27. April 2017, 15:40
Mittagsjournal, 03.11.2011
Mariella Kogler
Treffen im Gefängnis
Robert Zahrl und Ousmane lernen einander im November 2010 in einer Gefängniszelle kennen. Der Österreicher muss für fünf Tage ins Gefängnis, weil er eine Verwaltungsstrafe in der Höhe von 300 Euro weder bezahlen kann, noch will. Einer der Menschen, die er dort getroffen hat, ist der 26-jährige Òusmane. Er sitzt im Polizei-Anhaltezentrum an der Roßauer Lände in Schubhaft.
In der Gefängniszelle erzählt Òusmane Robert Zahrl, dass er in seiner Heimat Guinea einer Studentenbewegung angehört, die gegen das herrschende Regime kämpft - er sei gefoltert und mit dem Tod bedroht worden. Im Sommer 2010 flüchtet er nach Österreich, wo er sofort aufgegriffen und in Schubhaft genommen wird. Als Robert Zahrl nach den fünf Tagen aus dem Gefängnis kommt, lässt ihn der Gedanke an Òusmane nicht mehr los.
Abschiebung gescheitert
Der 23jährige bittet Hilfsorganisationen, Ämter und Ministerien um Hilfe. Am 15. Dezember 2010 kommt es trotzdem zur Abschiebung am Flughafen Schwechat. Robert Zahrl und seine Kollegen kaufen sich Tickets, um den Abschiebeflug aufzuhalten. Aber die Aktivisten schaffen es nicht bis ins Flugzeug, und Òusmane sieht keinen anderen Ausweg, als sich an der Gangway festzuklammern: Ich war da und habe gedacht: Es ist unmöglich, unmöglich, dass sie mich in ein Land werfen, wo mich der Tod erwartet.
Schließlich weigert sich der Pilot, den Flüchtling mitzunehmen und Òusmane darf vorläufig in Österreich bleiben. Tags darauf entscheidet der Europäische Gerichtshof, dass die Abschiebung ohnehin nicht rechtens gewesen wäre. Die Gefahr für Ousmane sei zu groß, wenn er in sein Land zurückkehrt.
Warten auf Asylbescheid
Òusmane ist jetzt wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt angeklagt. Festen Wohnsitz hat er keinen. Òusmane schläft meist bei Freunden und wartet seit einem Jahr auf seinen Asylbescheid. Wenn er in Österreich bleiben darf, dann möchte er das Bauingenieursstudium, das er in seiner Heimat begonnen hat, hier fortzusetzen.