Europa beschäftigt die ganze Welt

G-20-Gipfel sollte Geschichte schreiben

Wer sich vom G20-Gipfel in Cannes starke Signale für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum oder eine umfassende Regelung der Finanzmärkte erwartet hatte, wurde enttäuscht. Die Regierungschefs der G20 waren bei ihrem gestern beendeten Treffen beinahe ausschließlich mit der europäischen Schuldenkrise beschäftigt.

Morgenjournal, 5. 11. 2011

Europas Machtlosigkeit

Der Gipfel in Cannes drohte vor allem eines zu offenbaren: die Machtlosigkeit der Europäer in der Schuldenkrise. Frankreichs Präsident Sarkozy und Deutschlands Kanzlerin Merkel beeilen sich Führungsstärke zu zeigen, eine Eurozone ohne Griechenland ist plötzlich kein Tabu mehr. Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi muss zum Krisendinner anrücken, weil er in Rom seine Sparpläne nicht durchgebracht hat. Und über Nacht steht die drittgrößte Wirtschaftsmacht der Eurozone unter Kontrolle des Internationalen Währungsfonds.

Sarkozy warnt Griechenland erneut

"Ja, Europa ist es ernst mit dem Kampf gegen die Schuldenkrise", versichert Gastgeber Sarkozy, und warnt noch einmal in Richtung Griechenland. "In Europa gibt es Regeln und wenn man sich daran nicht halten will, entscheidet man sich selbst dafür, Europa zu verlassen", so Sarkozy. Trotzdem, eine Garantie, dass die aufstrebenden Schwellenländer direkt in den Euro-Rettungsfonds investieren werden, bekommen die in Cannes nicht. Stattdessen hagelt es Aufforderungen rasch und entschlossen zu handeln, denn auch die Schwellenländer haben ein Interesse, die Schuldenkrise einzudämmen.

Obama: "Interesse an europäischem Erfolg"

Die Europäer kaufen ihnen derzeit weniger ab, das bremst ihr Wachstum und zeigt, dass die Schuldenkrise längst ein globales Problem geworden ist. Am Deutlichsten macht das US-Präsident Obama: "Wir alle haben Interesse an einem europäischen Erfolg. Es würde uns alle betreffen, wenn Europa nicht wächst. Vor allem die USA, die Europa als wichtigsten Handlungspartner hat", sagt Obama.

Internationaler Währungsfonds gestärkt

So verständigen sich die G20 dann darauf, den Internationalen Währungsfonds zur noch mächtigeren Krisenfeuerwehr auszubauen. Der IWF soll sich künftig an den Krediten für die Euroländer beteiligen können. Damit werde er aber auch mehr Einfluss in der Eurozone haben, aber das nehmen die Europäer hier in Cannes in Kauf. Ebenso, dass China, Indien oder Brasilien beim IWF stärker werden, denn sie werden es wohl sein, die in den IWF-Topf einzahlen, und sich die Finanzhilfe mit Stimmrechten abgelten lassen.

Der Gipfel in Cannes sollte Geschichte schreiben, hat es im Vorfeld geheißen, und es ist eine Geschichte geworden, an die sich vor allem die Europäer nicht gerne erinnern werden.