Staatschefs reden Berlusconi ins Gewissen
Schuldenkrise beherrscht G-20 Gipfel
Am zweiten Tag des G-20-Gipfels in Cannes herrscht Erleichterung über das abgesagte Griechenland-Referendum. Dennoch stehen sämtliche Gespräche im Schatten der europäischen Schuldenkrise. Jetzt rückt Italien in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Das Land gilt - neben Griechenland - als das zweite Problemkind der Eurozone.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 4.11.2011
Kristina Stiller aus Cannes
Berlusconi unter Handlungsdruck
Nach dem Abendessen kommen der französische Präsident Nicolas Sarkozy und die deutsche Kanzlerin Angela Merkel zu einem weiteren Krisentreffen mit dem amerikanischen Präsidenten Barack Obama und Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi zusammen. Und da dürfte es wohl um Italiens Schuldenlast gehen, denn das Land gilt als nächster Wackelkandidat in der Eurozone.
Berlusconi ist zuletzt mit seinen Anti-Krisen-Maßnahmen in Rom nicht durchgekommen. Jetzt will er sich einem Vertrauensvotum im römischen Senat unterziehen. Geht das daneben, dürfte es sein politisches Ende sein. Berlusconi muss jedenfalls handeln, denn der Druck der EU wird immer größer.
Europäer um Beruhigung bemüht
Gegen die Schuldenlast müsse ein entschlossener Kampf geführt werden, sagt Frankreichs Regierungschef Sarkozy. "Es geht um die Verteidigung des Euros. Europa und der Euro sind unser Erbe und müssen verteidigt werden."
Doch die Europäer stehen selbst unter dem Druck, ihren internationalen Partnern zu versichern, dass sie die Schuldenkrise in den Griff bekommen. Denn wer nicht glaubhaft ist, wird keine Investoren finden – und die sucht Europa derzeit für ihren Euro-Rettungsfonds.
Schwellenländer: Geld gegen Einfluss
Doch es gibt auch eine gute Nachricht für die Europäer: Die aufstrebenden Schwellenländer wie China oder Indien signalisieren in Cannes, tatsächlich als Geldgeber auftreten zu wollen. Und fast postwendend heißt es aus G-20-Kreisen, dass im Gegenzug dafür ihr Einfluss beim Internationalen Währungsfonds gestärkt werden soll und dass sich die G-20 darauf verpflichten, ein Währungssystem zu schaffen, dass das Gewicht dieser Länder besser widerspiegeln soll.