Spindelegger zu Besuch im Irak

Bagdad zuversichtlich für Zeit nach US-Abzug

Der irakische Außenminister Hosyhar Zebari ist zuversichtlich, dass sein Land den für Ende des Jahres geplanten Rückzug der seit 2003 im Land stationierten US-Truppen meistern wird. Ein Ansteigen von Terroranschlägen ist in einer ersten Phase allerdings nicht auszuschließen, erklärte Hosyhar Zebari nach einem Treffen mit seinem österreichischen Amtskollegen Michael Spindelegger in Bagdad.

Abendjournal, 16.11.2011

Aus Bagdad,

Österreichs Außenminister Michael Spindelegger hält sich zu einem mehrtägigen Besuch im Irak auf. Er trifft mehrere ranghohe Regierungsvertreter, darunter etwa seinen irakischen Amtskollegen Zebari. Einerseits will Spindelegger die Wirtschaftsbeziehungen mit dem Irak intensivieren. Doch Hauptthema ist der bevorstehende Abzug der letzten verbliebenen 40.000 US-Soldaten aus dem Land bis Jahresende.

Wenig Glücksmomente im Irak

Glücksmomente erleben die Iraker selten, umso frenetischer wird der Sieg von Iraks Fußballnationalteam gefeiert. Man hat Jordanien mit 3:1 vom Platz gefegt und ist damit dem Traum von einer WM-Teilnahme ein Stückchen näher gekommen. Die Behörden verlängern die nächtliche Ausgangssperre, vor allem jüngere Menschen sind auf den Straßen, um den Glücksmoment auszukosten, darunter der 20-jährige Ahmed: „Wir sind so glücklich über diesen Erfolg, er ist so wichtig für unsere Seele. Wir danken der Polizei dafür, dass sie für unsere Sicherheit sorgen wird.“

Spindelegger sah noch nie so viel Militär

Das ist freilich Zweckoptimismus, denn Garantien gibt es im Bagdad von heute keine. Da muss man sich nur den Konvoi gepanzerter Fahrzeuge anschauen, mit dem Österreichs Außenminister Michael Spindelegger eskortiert wird. Er habe noch nie so viel Militär gesehen, sagt Spindelegger. Er fühle sich nicht unsicher, aber: „Klar ist schon, wenn man allein einen Blick auf die Stadt wirft - wie viele Checkpoints es gibt, wie viele bewaffnete Menschen auf der Straße sind -, dass hier noch einiges an Sicherheit aufzuholen ist.“

Heikle Phase nach US-Abzug

Die terroristischen Attacken haben zuletzt abgenommen, sagt Iraks Außenminister Hoshyar Zebari. Aber nach dem Abzug der letzten US-Soldaten im Dezember werde es zweifelsohne eine heikle Phase geben. Niemand ist gegen die Bedrohung immun, aber die Zusammenarbeit mit den US-amerikanischen Soldaten hat gut funktioniert, und diese Zusammenarbeit wird nach dem Abzug nicht zur Gänze abbrechen. Schließlich bleiben die Amerikaner quasi vor der Haustür. Von den Militärstützpunkten in Kuwait und Bahrain können Flieger in fünf Minuten, Panzer in einer Stunde im Irak sein.