Nach Vorwurf der Pornographie

Nackte Solidarität für Ai Weiwei

Die Behörden in China erhöhen den Druck auf den regimekritischen Künstler Ai Weiwei. Er muss gut 1,7 Millionen Euro Strafe wegen angeblicher Steuervergehen zahlen und jetzt ermittelt die Polizei auch wegen Pornographie-Vorwürfen gegen ihn. Im Internet läuft unterdessen eine für China ungewöhnliche Solidaritätskampagne.

Abendjournal, 22.11.2011

"Lächerlicher Vorwurf"

"Ihr Regierenden hört zu, Nacktheit ist keine Pornografie", ist auf Blogs im Internet zu lesen. Und daneben ist graphisch Eindeutiges zu sehen. Anhänger von Ai Weiwei posieren splitternackt, stellen in Posen bekannte Kunstskulpturen nach. Andere halten Fotos des Künstlers vor ihren nackten Körper. Ein bemerkenswerter Protest gegen die Behörden, die den weltbekannten Künstler schikanieren. Ihr jüngster Vorwurf an den Künstler: Nacktbilder Ais mit mehreren Frauen, die im Internet verbreitet wurden. Ein Kunstwerk sagen die Anhänger von Ai Weiwei. Reine Pornographie sagen die Behörden. "Ein lächerlicher Vorwurf", meint der Künstler selbst.

Nicht die einzige Solidaritätsbekundung

Die nackten Tatsachen im chinesischen Internet sind nur die jüngste Form der Solidaritätsbekundung für den Künstler, der im Frühjahr 81 Tage lang von der Polizei an einem unbekannten Ort festgehalten wurde. In den vergangenen Wochen hatten Anhänger Kuverts mit Geld über die Mauer seines Ateliers in Peking geworfen. Auch als Papierflieger gefaltete Geldscheine. Spenden, damit Ai Weiwei seine angebliche Steuerschuld begleichen kann, was er mittlerweile auch zum Teil gemacht hat. Allerdings will er gegen den Steuerbescheid klagen. Er habe sich nichts zu Schulden kommen lassen sagt Ai Weiwei. Die Behörden sehen dies anders, nennen ihn einen Steuerbetrüger, und stehen dem jüngsten recht unkonventionellen Protest seiner Anhänger recht ratlos gegenüber.

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