Ein Meister des schwarzen Humors

Kabarettist Georg Kreisler gestorben

Der österreichische Kabarettist Georg Kreisler ist tot. Der Texter, Musiker und Satiriker starb am Dienstag im Alter von 89 Jahren in einem Krankenhaus in Salzburg an einer schweren Infektion.

Morgenjournal, 23.11.2011

Ein Nachruf von

Vielseitiger Künstler

Georg Kreisler war ein Meister des schwarzen Humors, er war Schriftsteller, Satiriker, Musiker und Sänger. Für seine vielseitige künstlerische Arbeit hatte einst der Autor Hans Weigel eine eigene Berufsbezeichnung gefunden: "Dichterkomponistchansonnierpianist".

Begonnen hat Georg Kreisler seine Karriere in der Emigration als Nachtklubsänger in einer New Yorker Bar, 1955 ist er nach Wien zurückgekehrt, wo er mit großen Erfolgen in der Wiener Marietta-Bar auftrat und im Intimen Theater dem Wiener Nachkriegskabarett kräftige Impulse gab - mit makabren Chansons wie "Zwei alte Tanten tanzen Tango", "Der guate alte Franz" oder "Gemma Tauben vergiften im Park".

Kultfigur des deutschsprachigen Musikkabaretts

Mit seiner schwungvollen Moritat vom "Tauben vergiften" war Georg Kreisler in den 1950er Jahren zur Kultfigur des deutschsprachigen Musikkabaretts avanciert - seit damals war sein Name untrennbar mit der goldenen Zeit des Wiener Kabaretts verbunden. Dennoch: Trotz aller Erfolge war Kreisler selbst wenig zufrieden mit dem gemeinsamen Programm mit Bronner, Qualtinger, Merz und Wehle, an dem er die konkrete Zeitkritik vermisste.

"Ich bin von hier weggegangen im Jahr 1958, weil mir das, was heute das 'Goldene Wiener Kabarett' genannt wird, so sehr missfallen hat. Es war in meinen Augen ein anpasslerisches Kabarett und es war auch keine kameradschaftliches, sondern das war ein Kabarett, das von einigen Leuten dirigiert wurde und ich war mehr oder weniger ein Befehlsempfänger", so Kreisler einmal in einem Interview.

Schwieriges Verhältnis zu Wien

München - Los Angeles - Berlin und Basel - das waren nur einige Stationen der Karriere des Georg Kreisler. Zu seiner Geburtsstadt Wien hatte er bis zuletzt kein unproblematisches Verhältnis. Dennoch: "Heimat bleibt Heimat, auch wenn man mit ihr geschlagen ist" - hat Georg Kreisler formuliert: "Für manche Leute ist die Donau die Heimat und für manche Leute der Grillparzer und für manche der Grillparzer, wie er in der Donau ertrinkt, auch das hab ich geschrieben. Ich sage immer: Meine Heimat ist die Sprache, meine Heimat ist die Musik, meine Heimat ist die Kunst - das ist auch ein Heimatbegriff."

Erfolge feierte Kreisler auch als Theaterautor mit dem Stück "Heute Abend Lola Blau", als Schriftsteller mit Romanen wie Der Schattenspringer" und "Prophet ohne Zukunft" und als Komponist der Oper "Der Aufstand der Schmetterlinge", die im Jahr 2000 in Wien uraufgeführt worden war. Noch zu seinem 80. Geburtstag hat Georg Kreisler eine neue CD herausgebracht: "Lieder fast gegen alles".

Trauer um Kreisler

Nach Kreislers Tod hat der Autor, Kabarettist und Regisseur Werner Schneyder am Mittwoch gegenüber der APA die großen Verdienste des großen Kollegen gewürdigt: "Ich war nicht beeinflusst, sondern in einer gewissen Weise ermutigt durch seine Unbedingtheit und Geradlinigkeit in seiner politischen Haltung. Georg Kreisler war ein Mann, der vollkommen unbedingt in seiner Haltung war." Dies habe sich über den gesamten Verlauf der Kreisler'schen Karriere auch nicht geändert, die ihn vom Popstar zum Aus-der-Mode-Gekommenen zum Altmeister führte.

"Und dabei ist das Oeuvre von Kreisler unglaublich reich", so Schneyder. Nicht zuletzt habe ihn der Einsatz von Musik im politischen Kabarett beeinflusst: "Da sind Liedtexte dabei, die als Literatur überbleiben werden."

Mehr zu Georg Kreisler in

ORF.at