Überlegt aber Teilrückzug aus Osteuropa

Raiffeisen macht 750 Millionen Gewinn

In den ersten neun Monaten hat Raiffeisen International 750 Millionen Euro Gewinn gemacht. Das ist zwar etwas weniger als im Vorjahr, trotzdem ist der Chef von Raiffeisen International, Herbert Stepic, zufrieden. Nicht zufrieden ist Stepic mit der Politik. Diese täte zu wenig und wenn, dann oft das Falsche, um die Märkte zu beruhigen.

Mittagsjournal, 24.11.2011

Herbert Stepic, Chef von Raiffeisen International, im Gespräch mit Volker Obermayr

Aber Probleme in Ungarn

"Hervorragende Ziffern in dieser extremen Krisensituation", so kommentiert Herbert Stepic die 750 Millionen Gewinn. Probleme gäbe es derzeit aber in Ungarn: "Das einzige Problemland, das wir dieses Jahr haben, ist Ungarn. Dort haben wir ganz massiv wertberichtigt, als Folge von politischen Fehlentscheidungen der letzten Jahre. Ich gehe davon aus, dass wir auch im kommenden Jahr zwar steigende Non-Performing Loans, also notleidende Kredite sehen werden, dass aber unsere Politik es erlauben wird, auch diese zu verkraften", so Stepic. Stepic schließt nicht aus, dass sich Raiffeisen aus dem ein oder anderen Land zurückziehen werde.

Auflagen nur zum Teil verständlich

Die strengeren Auflagen auf internationaler Ebene, aber auch von der Finanzmarktaufsicht und der Notenbank nennt Stepic "nur zum Teil verständlich". Der heimische Regulator sollte alles tun, um die Tätigkeit der heimischen Banken in Zentral- und Osteuropa so effektiv wie möglich zu gestalten, weil das letztlich alles der österreichischen Wirtschaft zugutekäme.

Politik erschwere Arbeit

Schwierig für die Märkte sei derzeit oft das Handeln der Politik: "Das Pendel schlägt völlig zurück, das war leider zu erwarten nach der Krise und der Liberalisierung der Märkte. Aber dass es so stark zurückschlägt und uns wirklich auch in unserer Geschäftspolitik so stark beeinträchtigt, damit habe ich wirklich nicht gerechnet", so Stepic.

Aktie schlage sich unter dem Wert

Dass die Raiffeisen-Aktie zu Beginn des Jahrs mehr als 60 Prozent verloren hat und sich derzeit der 13 Euro-Marke nähert, versteht Stepic nicht: "Wir notieren weit unter dem Buchwert. Rund um uns tobt der Tsunami und wir stehen immer noch als Leuchtturm in der Brandung, also ich weiß nicht, was wir sonst noch tun können als Unternehmen, um den Markt zu überzeugen, dass wir eine erstklassige Aktie sind."