Klimaforscher: Es bleiben nur mehr 20 Jahre
Journal zu Gast: Durban wird scheitern
Die UNO-Klimakonferenz in Durban wird scheitern. Davon ist der deutsche Klimaforscher Mojib Latif im Journal-zu-Gast-Interview überzeugt. Denn es wird kein neuer internationaler Vertrag über die Verringerung der Treibhausgase zustande kommen. Die Zeit laufe ab. Spätestens in 20 Jahren müsse man beginnen, den CO2-Ausstoß deutlich zu reduzieren.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 3.12.2011
Höchstens 20 Jahre bleiben
Mojib Latif, Klimaforscher am Institut für Meereswissenschaften der Universität Kiel, zeigt sich im Journal zu Gast-Interview überzeugt, dass die Weltgemeinschaft schon sehe viele Jahre verloren habe. Zehn, höchstens 20 Jahre bleiben, meint Latif, um den Ausstoß der Treibhausgase zu stabilisieren, danach müsse er deutlich sinken. Sonst könnten die bisher gesteckten Ziele nicht erreicht werden.
Cancun-Ziel von Zwei-Grad Erwärmung bis 2100
Nur in der „besten aller Welten“ kann es noch gelingen, das Zwei-Grad-Erwärmungsziel nicht zu überschreiten. Und wenn nicht? "Dann betreten wir Neuland", sagt Latif, "eine Situation, die es noch nie gegeben hat". Auch die Klimaforscher wüssten nicht, ob ihre Prognosemodelle dann noch funktionierten.
Günstige Lebensbedingungen verschwinden
Klar sei jedenfalls, dass es eine Welt sein wird, in der sich die Menschen auf immer schlechtere Lebensbedingungen einstellen müssten. Es werde ein völlig anderes Klima geben, als bisher bekannt. Latif rechnet mit einer zusätzliche Erwärmung von bis zu sechs Grad bis zum Ende des Jahrhunderts im Flachland. Das bedeute weit über 40, 45 Grad Celsius im Flachland. Die Menschen seien nicht dafür ausgelegt. Die Folgen wären unter anderem Stürme im Mittelmeer, die nach Norden ziehen, so ähnlich wie tropische Hurrikans.
Wetterextreme auch in Österreich
Latif sagt, die Erwärmung seit 1900 beträgt 0,7 Grad. Auch das habe schon unübersehbare Folgen. Im Alpenraum gingen die Gletscher zurück, Frost ziehe sich aus dem Gebirge zurück. Dadurch bestehe eine größere Gefahr von Murenabgängen, langer Trockenheit und sehr heißen Temperaturen, zugleich aber mehr Starkregen.
Kohlendioxid-Ausstoß verlagert sich
Von 2009 auf 2010 hat der Kohlendioxidausstoß weltweit um fast zehn Prozent zugenommen. Seit 1990 seien die Emissionen um 40 Prozent gestiegen. Das habe zwei Gründe: Schwellenländer holten auf. Mittlerweile sei China der größte CO2-Emmittent. Zugleich reduzierten Industrieländer ihren CO2-Ausstoß, weil sie weniger produzierten. Die Produktion von Gütern habe sich in die Schwellenländer verlagert, etwa China und Indien, sagt Latif.
Genug Energie da
Latif plädiert im Kampf gegen den Klimawandel auch für technische Innovationen. Sie existierten schon, müssten nur eingesetzt werden. Als Beispiel nennt er die Nutzung von Sonnenenergie in der Sahara, aber auch Erdwärme, Wasserkraft. Es geben eigentlich keine Energieprobleme auf der Erde, ist Latif überzeugt.
Langfristige Strategie führt zu Erfolg
Das Kyoto-Protokoll läuft Ende 2012 aus. Das große Problem des Protokolls sei, dass China und USA nicht mitmachen würden, daher gebe es wenige Ergebnisse. Es braucht Strategie, die über Jahrzehnte läuft. Nur so könne die Wirtschaft zusammen mit Politik und Gesellschaft Maßnahmen angehen. Zudem sei ein verbindlicher Vertrag nötig. Ohne Sanktionen sei kein Vertrag effektiv, ist Latif überzeugt.