Fotografierte Architektur

"Erschaute Bauten" im MAK

Es ist der Blick hinter die Kulissen von Gebäuden und auf sonst unbeachtete Details, den die Kunstfotografie anbietet. So ist etwa das Rudolph Schindler House in Los Angeles, der Sitz des MAK Center for Art and Architecture, Gegenstand gleich mehrerer künstlerischer Positionen, die in der MAK-Ausstellung "Erschaute Bauten" gezeigt werden.

Kulturjournal, 06.12.2011

Einmal sind es Aspekte des Lichts, dann wieder ganz spezifische ästhetische Momente der Innenausstattung, die die Künstlerinnen und Künstler fotografisch festgehalten haben. Architektur sei immer schon ein Thema künstlerischer Auseinandersetzung gewesen, erklärt MAK-Direktor Christoph Thun-Hohenstein.

Acht Themenfelder

Jahrhundertelang entstanden Gebäude im Namen von religiösen oder politischen Idealen. So hatten etwa die verschiedenen Formen des Sozialismus' großen Einfluss auf die Architektur. Unter dem Titel "Utopische Visionen" sind in der Ausstellung künstlerische Positionen zu sehen, die sich kritisch mit idealistischer Architektur auseinandersetzen.

In acht solche Themenfelder ist die MAK-Ausstellung "Erschaute Bauten" untergliedert. Zwar steht der fotografische Blick auf moderne Architektur im Zentrum der Schau, allerdings sind auch andere Medien vertreten: So befasst sich etwa die Künstlerin Sarah Morris in einem halbstündigen Film mit zwei Bauwerken von Philip Johnson und Ludwig Mies van der Rohe - eine mit elektronischem Sound unterlegte Dokumentation über die gemeinsamen Ideen zweier Architekten und deren praktische Umsetzung.

Neues MAK/zine

Die von Kurator Simon Reese zusammengestellte Ausstellung ist erstaunlich facetten- und umfangreich - bedenkt man, dass für die Konzeption nur wenige Monate Zeit war. Denn ursprünglich hätte im Dezember eine Großausstellung des Modedesigners Helmut Lang im MAK eröffnet werden sollen - dieser jedoch hat das Projekt nach dem Abgang von Peter Noever abgesagt. "Erschaute Bauten" sei dennoch kein Ersatz, sondern eine voll gültige Ausstellung, die eben unter großem Zeitdruck entstanden sei, erklärt Christoph Thun-Hohenstein.

Im Besitz des MAK ist nur eine einzige der ausgestellten Arbeiten, nämlich eine Installation von Andreas Fogarasi: Sie zeigt Fotos des Schindler House, die auf niedrigen, zweiflügeligen Marmorwänden angebracht sind.

Mit der Ausstellung startet das MAK auch ein umfangreiches Vermittlungsprogramm: So erscheint statt eines Katalogs erstmals das MAK/zine - ein Magazin mit Informationen und Essays rund um die Ausstellung. Das MAK/zine, das um knapp 10 Euro erhältlich ist, soll zwei- bis dreimal jährlich erscheinen. Im Rahmenprogramm der Ausstellung "Erschaute Bauten" wird es auch Diskussionen mit beteiligten Künstlerinnen und Architekten geben.

Textfassung: Ruth Halle

Service

"Erschaute Bauten", 7. Dezember 2011 bis 22. April 2012, MAK,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (20 Prozent).

MAK - Erschaute Bauten