Menschenunwürdige Bedingungen
Spielzeug aus China: Bedenkliche Herstellung
Bei Kindern wird auch in Krisenzeiten als letztes gespart. Und so ist auch heuer die Adventzeit die beste Zeit für den heimischen Spielzeughandel. Nicht jedoch für Arbeiter in China, die in Fabriken 80 Prozent des in Europa verkauften Spielzeugs herstellen und das oft unter menschenunwürdigen Bedingungen, kritisiert die Arbeitsrechts-Organisation Sacom aus Hong Kong.
8. April 2017, 21:58
Zwar wurde Chinas Arbeitsrecht in den vergangenen Jahren reformiert, doch hat sich in der Praxis oft nur wenig geändert. Und obwohl die Löhne deutlich steigen, wächst unter Chinas Arbeiterschaft der Unmut.
Mittagsjournal, 10.12.2011
Aus China,
Mit Stoppuhr in der Hand
12 Stunden Arbeit pro Tag, sechs Tage die Woche. Für 140 Euro Lohn pro Monat. Wer auf die Toilette will muss den Schichtführer zuerst um Erlaubnis fragen und rasch zurück am Arbeitsplatz sein, um nicht getadelt zu werden. Ständig wird die Zeit gestoppt, um zu ermitteln, wer wie lange braucht, um die vorgeschriebene Stückzahl zu produzieren. Wer zu oft zu lange braucht wird hinausgeworfen. So beschreibt die Hong Konger Arbeitsrechts-Organisation Sacom den Alltag in vielen chinesischen Spielzeugfabriken.
Miserable Bedingungen
40 Cent beträgt demnach der Lohnkostenanteil etwa für eine Barbie-Puppe, die in Österreich für 18 Euro verkauft wird. Der Preis, den die Arbeiter dafür bezahlen: miserable Arbeitsbedingungen, die sich kaum verbessern sagt Cheng Yiyi, Sprecherin von Sacom.
„Die chinesische Zentralregierung hat die gesetzlichen Arbeitsschutzbestimmungen deutlich verbessert, doch mangelt es an der Umsetzung der Gesetze. Lokalen Beamten sind die Bedingungen der Arbeiter in den Fabriken oft egal. Niedrige Löhne, lange Arbeitsstunden, sowie häufige Unfälle sind nachwievor die größten Probleme in Chinas Fabriken.“
Überstunden nicht bezahlt
Betroffen sind längst nicht nur Spielzeugfabriken. In Shenzhen in Südchina, nur wenige Kilometer von der Grenze zu Hong Kong entfernt, treffen wir zwei Arbeiter, die in der Fabrik eines japanischen Uhrenherstellers beschäftigt sind, der die angefallenen Überstunden nicht bezahlen wollte. Nach mehreren Streiks hat der Firmenchef nachgegeben.
„Wenn man sich an eine Regierungsstelle wendet findet man in China kein Gehör oder wird von ihnen abgespeist. Die einzige Möglichkeit für uns Arbeiter, Interessen, durchzusetzen ist Streik“ erzählt uns einer der beiden Männer. Ihren Namen wollen sie uns nicht sagen. Sie haben Angst vor ihrem Chef.
Unmut wächst
Zwar wurden die Löhne in China in den vergangenen 12 Monaten im Durchschnitt um 20% angehoben. Doch bei immer schneller kletternden Preisen bleibt von der Lohnerhöhung oft kaum mehr etwas übrig erklärt uns Duan Yi, ein bekannter Anwalt und Held unter den Wanderarbeitern, weil er schon viele von ihnen kostenlos vertreten hat.
„Die Zahl der Streiks in China nimmt deutlich zu. Der wichtigste Grund ist, dass die Preise in den vergangenen zwei Jahren besonders schnell gestiegen sind. Viele Arbeiter können sich heute nicht mehr das leisten, was sie sich vor Jahren bereits leisten konnten. Die soziale Stabilität in China sei in Gefahr meint der Anwalt. Unabhängige Gewerkschaften gibt es nicht. Vor allem unter den mehr als 200 Millionen Wanderarbeitern wächst der Frust. Er entlädt sich wie in den vergangenen Monat mehrmals zu beobachten auf den Straßen der Exportzonen Südchinas, wo Unruhen unter Arbeitern trotz des massiven Polizeieinsatzes tagelang angedauert haben.