Kandidatur angekündigt

Prochorow: Herausforderer oder Marionette?

In die russische Politik kommt Bewegung. Am Montag hat der drittreichste Mann des Landes Michail Prochorow angekündigt bei den Präsidentschaftswahlen im März kandidieren zu wollen. Jetzt wird in Russland darüber diskutiert ob Prochorow wirklich ein Herausforderer oder doch nur eine Marionette des Kreml ist.

Mittagsjournal, 13.12.2011

Aus Moskau,

"Alternative Obrigkeit"

Wenn Michail Prochorow ein Projekt beginnt, dann will er damit erster werden. Egal ob das in der Wirtschaft ist - ihm gehört der größte russische Goldproduzent, Aluminiumfabriken und andere Rohstoffunternehmen, im Sport - als Eigentümer der amerikanischen Basketballmannschaft New York Nets, oder in der Politik. Sein neues Ziel: Präsident der Russischen Föderation, oder zumindest Premierminister erklärte er bereits im Herbst: "Ich bin kein Oppositioneller, ich bin eine alternative Obrigkeit. Ich bin für die Entwicklung des Landes und gegen Revolutionen. Wir glauben, dass die Einflusssphären in der Welt gerade neu verteilt werden und Russland die Chance hat wieder eine Führungsnation zu werden. Daran will ich arbeiten. Ich arbeite nie gegen jemanden, sondern immer für etwas."

Bruch mit Kreml nach Intrige

Prochorow, mit einem geschätzten Vermögen von 18 Milliarden Dollar der drittreichste Mann Russlands erklärte im August seinen Einstieg in die Politik, als er die kleine liberale Partei Gerechte Sache übernahm. Schon damals meinten viele, dass diese Aktion mit dem Kreml abgestimmt sei. Doch schon im September musste Prochorow einen Rückzieher machen.

Nach einer Intrige musste er die eigene Partei verlassen. Eine Intrige, für die er den Spin-Doktor von Scharfe Kritik an politische Führung Wladimir Putin persönlich verantwortlich machte. Ein Schritt, der allgemein als nicht wieder gutzumachender Bruch mit der politischen Führung gesehen wurde. "In unserem Land gibt es einen Puppenspieler, der das politische System schon lange privatisiert hat, der die Führung falsch informiert, der auf die Medien Druck ausübt und die öffentliche Meinung manipuliert. Sein Name ist Vladislav Surkov." Surkov gilt als Architekt des herrschenden politischen Systems, der so genannten Macht-Vertikale. Der persönliche öffentliche Angriff gegen Surkov wurde daher auch als Angriff gegen Wladimir Putin selbst gesehen.

Kein Befehlsempfänger ?

Er wolle die liberale Opposition hinter sich vereinen, erklärte Prochorow bei der gestrigen Ankündigung für die Präsidentschaftswahl zu kandidieren. Aufgrund der Einreichfristen dürfte er tatsächlich der einzige liberale Kandidat sein, der bei der Wahl antritt - sofern seine Kandidatur genehmigt wird. Andere liberale Politiker, etwa Boris Nemzow von der Partei Parnass, werfen ihm bereits vor eine politisches Spiel im Auftrag des Kreml zu spielen. Dagegen spricht dass Prochorow beim Streit um die Partei Gerechte Sache im Herbst beweisen hat, dass er kein reiner Befehlsempfänger des Kreml sein will. Sollte ihn der Kreml tatsächlich zu einer Kandidatur ermuntert haben wäre das daher eine Aktion, die leicht außer Kontrolle geraten kann.

Zweite Runde gegen Putin

Aus jetziger Sicht ist Prochorow der einzige, der die Wahl im März interessant machen kann. Die anderen Kandidaten sind politisch verbraucht und wenig attraktiv: Etwa Kommunisten-Chef Gennadij Sjuganow oder der Nationalist Vladimir Schirinowski. Gingen die meisten Beobachter bisher davon aus, dass Putin die Präsidentschaftswahl im März bereits in der ersten Runde gewinnt, meinen jetzt viele, dass es eine zweite Runde geben könnte und dass der Zwei Meter und 5 Zentimeter große Prochorow nicht mehr bereit sein wird, politisch in die zweite Reihe zurückzutreten.