Fremdenangst und Rechtsextremismus
Studie: Jugend von Neoliberalismus geprägt
Wie denken und leben 16- bis 19-Jährige? Diese Frage hat das Institut für Jugendkulturforschung in einer neuen Studie unter Wiener Jugendlichen gestellt. Das Ergebnis ist von neoliberalem Zeitgeist geprägt: Viele Jugendliche sind stark auf sich selbst und den eigenen Erfolg konzentriert. Zugleich sind Fremdenangst und rechtextreme Einstellungen auf dem Vormarsch.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 14.12.2011
Peter Babutzky
Neoliberaler Zeitgeist
Jeder ist seines eigen Glückes Schmied. Das ist laut Studienleiterin Beate Großegger eine Art Motto für die heutige Jugend. Wer arm ist, sei also meistens auch faul und damit selber schuld, denken fast 40 Prozent der Jugendlichen. Nur knapp 20 Prozent glauben, dass Armut auf Ungerechtigkeit in der Gesellschaft zurückzuführen ist, sagt Studienleiterin Großegger: "Darin spiegelt sich der neoliberale Zeitgeist."
Angst vor dem Abstieg
Allgemein sei die Jugend stark verunsichert. Der Wunsch nach Sicherheit sei sehr groß, sagt Großegger. Mehr als ein Drittel der Jugendlichen ist demnach der Meinung, dass gute Bezahlung wichtiger ist als Selbstverwirklichung im Beruf. Zwei Drittel denken, dass ein sicherer Arbeitsplatz wichtiger ist als berufliche Karriere. "Wir leben in einer Gesellschaft, in der man relativ schwer sozial aufsteigen, aber relativ flott absteigen kann. Und die auf der Verliererseite haben schreckliche Angst, noch weiter abzusteigen."
Fremden- und Konkurrenzangst
Mit Angst ist auch das Thema Zuwanderung verknüpft. Laut der Studie stimmen 40 Prozent der Jugendlichen der Aussage zu, dass in Österreich viel zu viele Türken leben. Besonders negativ sei die Stimmung in Wohngegenden, in der sehr viele Zuwanderer leben. Die Jugendlichen dort würden Zuwanderung zum Teil als Konkurrenz sehen und glauben, dass sie wegen der Zuwanderer weniger Chancen in der Gesellschaft haben, sagt Großegger. Der Politik werde vorgeworfen, außer zu reden nichts zu unternehmen.
Rechtsextreme Gedanken
Doch nicht nur Fremdenangst sei auf dem Vormarsch, sondern auch dezidiert rechtsextreme Gedanken würden vermehrt Zustimmung finden, sagt Großegger. Laut der Studie ist fast jeder Fünfte der Meinung, dass Juden zu viel Einfluss auf die Wirtschaft hätten. Und auch die ganz offen vertretene Meinung findet sich, Hitler hätte viel Gutes für die Menschen getan. Auch hier sei die Politik gefordert, sagt Großegger. Politische Bildung in Schulen müsse stark ausgebaut werden, damit solche Meinungen aus den Köpfen verschwinden.