Noda: Fukushima "unter Kontrolle"
Zweifel an Entwarnung durch Regierung
Neun Monate nach Beginn der Atomkatastrophe von Fukushima hat die japanische Regierung die "Kaltabschaltung" der Reaktoren bekanntgegeben. Damit sei die Katastrophe unter Kontrolle. Experten und Umweltschützer werfen der japanische Regierung vor, die Menschen in die Irre führen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 16.12.2011
Rückkehr der Bewohner?
Das sei nicht das Ende der Reaktorkatastrophe, aber eine wichtige Etappe bei deren Bewältigung, sagte Regierungssprecher Fujimura weiter. Damit könne nun mit dem Abbau der Anlage begonnen werden. Gleichzeitig wird nun darüber nachgedacht, ob es nicht möglich wäre, dass einige Bewohner aus der evakuierten Zone rund um Fukushima möglicherweise wieder zurückkehren könnten.
"Einfach falsch"
Umweltschutzgruppen wie Global 2000 werfen der japanischen Regierung Irreführung der Bevölkerung vor. Von einer Kaltabschaltung in Fukushima zu sprechen, sei einfach falsch, sagt Reinhard Uhrig, Atomexperte von Global 2000. Das würde bedeuten, dass eine Atomkraftwerk sicher heruntergefahren ist und die Brennelementre nach einigen Monaten nicht mehr zu heiß sind. "Das trifft auf Fukushima einfach nicht zu. Da sind sämtliche Brennelemente geschmolzen und liegen als Lavaklumpen auf dem Containment-Boden."
Das Innere dieser Klumpen weise noch immer Temperaturen von bis zu 3.000 Grad Celsius auf. Um diese Klumpen zu kühlen, müssen 22.000 Liter Wasser pro Stunde eingeleitet werden, so Uhrig. Und dieses Wasser laufe aus den Reaktoren wieder aus, die "löchrig wie ein Schweizer Käse" seien, so Uhrig.
"Mehr als fahrlässig"
Noch immer werden im Umkreis des havarierten japanischen AKW hohe Strahlenwerte gemessen, auch in Gebieten, die nicht zur evakuierten 20-Kilometer-Zone rund um Fukushima gehören. Radioaktivität wurde vor kurzem auch in Babymilch gefunden. Dass die japanische Regierung angesichts dieser Befunde überlegt, möglicherweise wieder Menschen in die Zone zurückkehren zu lassen, sei mehr als fahrlässig, so Reinhard Uhrig von der Umweltschutzorganisation Global 2000.