Trotz Drucks kein Rücktritt

Präsident Wulff entschuldigt sich und bleibt

Der deutsche Bundespräsident Christian Wulff hat in einer öffentlichen Erklärung zu der Kreditaffäre Stellung genommen. Er bedauere sein "Fehlverhalten", wolle aber weiter im Amt bleiben. Wulffs Sprecher hingegen reichte seinen eigenen Rücktritt ein.

Abendjournal, 22.12.2011

Bitte um Vertrauen

Wulff sagte am Donnerstag in Berlin, er bedauere die entstandenen Irritationen, sein Handeln sei "nicht geradlinig" gewesen. Er nehme alle Vorwürfe sehr ernst. Alle Auskünfte seien erteilt worden, sagte Wulff. Auch seine Ferienaufenthalte bei Freunden habe er offengelegt. Er habe über 250 Einzelfragen jeder Art beantwortet. Sein Amt will Wulff aber behalten: "Ich werde das Amt auch in Zukunft gewissenhaft und mit ganzer Kraft ausfüllen", sagte Wulff. "Dafür bitte ich die Bürgerinnen und Bürger auch zukünftig um Vertrauen".

Rücktritt des Sprechers

Vor seinem Auftritt hatte der Bundespräsident seinen Sprecher und langjährigen engen Vertrauten Olaf Glaeseker von seinen Aufgaben entbunden. Glaeseker bat angeblich selbst um seine Entlassung. Wulff bedauerte, dass er seinen bisherigen Vertrauten entlassen musste. Gründe dafür nannte er aber nicht.

Weitere Details enthüllt

Wulff sah sich seit über einer Woche mit Vorwürfen wegen eines Hausdarlehens und zu enger Kontakte zu vermögenden Unternehmern konfrontiert. Am Donnerstag machte das Magazin "Der Spiegel" weitere Einzelheiten des Kredits öffentlich. Danach bekam Wulff den Kredit für sein Eigenheim von 500.000 Euro bei der BW-Bank zu auffallend günstigen Konditionen. Wulff habe - nach der Ablösung des Kredits beim Unternehmerpaar Geerkens - bei der BW-Bank keinen normalen Immobilienkredit erhalten, sondern ein komplexes Finanzkonstrukt.

Auch wird ihm vorgeworfen, in seiner Zeit als niedersächsischer Ministerpräsident teilweise gratis Ferien in Ferienhäusern und Villen befreundeter Unternehmer gemacht zu haben. Insbesondere die Opposition hat eine persönliche Erklärung gefordert.

Die Staatsanwaltschaft Hannover hat allerdings mitgeteilt, sie sehe wegen dieser Vorgänge keinen Anlass zu Ermittlungen gegen das Staatsoberhaupt.