Kulturhauptstadt Europas

Guimaraes, Portugal

Portugals wichtigste Städte - Lissabon und Porto - waren es bereits: Kulturhauptstadt Europas. Dass der dritte Kandidat des Landes Guimaraes, ein kleines Städtchen in der Nähe von Porto sein würde, war schon lange klar.

Kultur aktuell, 02.01.2012

Obwohl die Mittelalterstadt nur etwa 50.000 Einwohner hat, kennt die Geburtsstadt des ersten portugiesischen Königs in Portugal jedes Schulkind. Hier, am Fuße der Serra da Penha, nahm der Staat Portugal vor rund 1.000 Jahren seinen Anfang. Im kommenden Jahr ist es nun soweit: Guimaraes wird Kulturhauptstadt.

Guimaraes setzt auf Nachhaltigkeit

Die typisch nordportugiesische Stadt ist mehr als die kleine Schwester des 45 Kilometer entfernten Porto. Mit ihrer eigenen Universität, ihrer UNESCO-geschützten Altstadt, ihrem eigenen Stadtrecht, ihren zahlreichen Sehenswürdigkeiten und den rund 70 Dörfern, die zu ihrem "Municipal" gehören, gilt Guimaraes als ein kulturelles und touristisches Zentrum der Region. Wirtschaftlich war die Stadt ein wesentlicher Player in der Textil- und Schuhindustrie, im 18. und 19. Jahrhundert exportierte man weltweit - heute stehen die meisten Fabriken leer, die Arbeitslosigkeit liegt bei 15 bis 20 Prozent.

"In den verlassenen Industriegebäuden werden Creative Industries angesiedelt", berichtet Kulturhauptstadt-Direktor Carlos Martins von den vor allem auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Projekten von Guimaraes 2012. Gemeinsam mit der eigenen Universität sowie der nahe gelegenen Uni in Braga werden Felder wie Architektur, Software Research oder verschiedene Designsparten zu Jungunternehmungen zusammengespannt und in der Stadt angesiedelt. Technology-Lab und Design Center lauten die Schlagworte, mit denen man Kultur nicht trotz, sondern gerade wegen der Krise fördert.

Tourismus im Zentrum

Die 1.200 Betten, die man innerhalb und außerhalb des gut erhaltenen mittelalterlichen Stadtkerns anzubieten hat, sollen für das Kulturhauptstadtjahr nicht ausreichen. Man rechnet damit, dass viele Gäste sich ohnehin in Strandnähe - die Pazifikküste ist nur rund 50 Kilometer entfernt - einquartieren werden, für die Übrigen sollen verstärkt private Zimmerangebote der Bevölkerung gefördert werden.

Touristen lockt Guimaraes nicht nur mit seiner reichen geschichtlichen Bedeutung als Geburtsstadt des ersten portugiesischen Königs Alfonso Henrique, sondern auch mit der reizvollen Landschaft, in der der frische, junge "Vinho Verde" angebaut wird, mit seiner Nähe zur Küste und zu Porto, sowie mit seiner gut erhaltenen und liebevoll restaurierten Architektur. Weil die Ehrung als Kulturhauptstadt schon lange bekannt war, konnte man sich mit einem Budget von 118 Millionen Euro auch frühzeitig auf 2012 vorbereiten: Mit mehreren Museen und dem erst kürzlich erbauten Centro Cultural Vila Flor verfügt Guimaraes schon jetzt über eine moderne kulturelle Infrastruktur.

EU-Programm seit 1985

Guimaraes und Maribor lösen Tallinn und Turku als Europas Kulturhauptstädte ab. 1985 war Athen die erste in einer langen Reihe von Kulturstädten; in Österreich kamen Graz und zuletzt Linz (im Jahr 2009) zu solchen Titelehren und den damit verbundenen Fördergeldern der EU.

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