Affäre weitet sich aus

Wulff gegen Veröffentlichung des Bild-Anrufs

Der deutsche Bundespräsident Christian Wulff steckt weiter in argen Nöten. Es geht derzeit vor allem um die Frage, ob Wulff das Erscheinen eines kritischen Artikels über ihn in der Bild-Zeitung verhindern wollte. Die Bild-Zeitung besitzt die Bandaufzeichnung eines diesbezüglichen Telefonats, ein Ersuchen um grünes Licht für die Veröffentlichung hat Wulff aber abgelehnt.

Abendjournal, 05.01.2012

Aus Berlin,

Verbot Anruf zu veröffentlichen

Es hätte ein Befreiungsschlag werden sollen, aber jetzt, so scheint es, hat sich Christian Wulff nur noch tiefer in einen Strudel hineingeredet. Es geht um den umstrittenen Anruf des deutschen Bundespräsidenten bei der Bild Zeitung und um eine Nachricht, die er auf Band für den Chefredakteur hinterlassen hatte. Er habe gebeten, den Bericht einen Tag aufzuschieben, so hat es Wulff gestern in einem Fernsehinterview erklärt.

Die Bild- Zeitung hingegen wirft ihm vor, er hätte die Berichterstattung verhindern wollen, und sie hat ihrerseits eine raffinierte Zwickmühle für den Präsidenten aufgebaut. Die Zeitung hat den Bundespräsidenten schriftlich gebeten, seine Handy-Mailboxnachricht veröffentlichen zu dürfen, und Wulff hat dies vor kurzem abgelehnt, mit dem Hinweis darauf, dass er sich ohnehin für seine barschen Worte entschuldigt hätte und diese nachträglich als schweren Fehler betrachtet.

Problem für Merkel

In einer Diskussion, die immer intensiver um den zentralen Punkt der Glaubwürdigkeit kreist, hat Christian Wulff damit neuerlich wichtige Punkte eingebüßt, und damit bekommt auch Bundeskanzlerin Angela Merkel ein Riesenproblem. Die oppositionelle SPD, hier deren Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann, spielt den Ball genüsslich auch in ihre Richtung. Wulff werde zur Belastung für die Bundeskanzlerin. Angela Merkels einziger öffentlicher Termin war heute der Empfang der Sternsinger, politisch äußerte sie sich dabei nicht.