Die kulturpolitische Stimmung Italiens

Erste Verbesserungen

Kürzen, sparen, rationalisieren. Auch wenn 2012 die Budgetsanierung das Thema in der Kulturpolitik Italiens sein wird, scheint der neue Kulturminister Lorenzo Ornaghi die dringenden Probleme anzugehen.

Kultur aktuell, 07.01.2012

"Die Kultur muss ein Werkzeug sein, um diese Krise zu überwinden". Diese Ansage hat der neue italienische Kulturminister Lorenzo Ornaghi im Dezember vor dem parlamentarischen Kulturausschuss gemacht. Dort wurde er zu seinen kulturpolitischen Vorstellungen befragt. Tatsächlich wird auch Ornaghi hauptsächlich einer Mangelverwaltung vorstehen.

Das Kulturbudget hier in Italien hat sich in den vergangenen Jahren fast halbiert. Da sind die 80 Millionen Euro aus der Mineralölsteuer, die in diesem Jahr zusätzlich ins Kulturbudget kommen, nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Das Geld würde man schon allein in Pompeij brauchen, wo auch vor kurzem erst wieder Säulen umgestürzt sind.

Unterstützung für Pompeji

Zu diesem besonders dringenden Thema wünscht sich der Kulturminister möglichst bald einen runden Tisch, um, wie er sagt, vor allem private Sponsoren für die Sanierung dieses einzigartigen Kulturguts gewinnen zu können. Unerwarteter Geldsegen für Pompeij ist dafür von der EU-Kommission gekommen. Insgesamt 105 Millionen Euro.

Erste ganz konkrete Maßnahmen hat es auch schon gegeben. Zu Jahresbeginn haben 13 neue Archäologen, Architekten und Verwaltungsbeamte in Pompeji ihren Dienst angetreten. Von Seiten der italienischen UNESCO-Kulturerbe-Kommission hat es geheißen, man freue sich darüber, hoffe aber, dass es nicht bei dieser Notmaßnahme bleibe.

Mehr Demokratie

Auch in der Kommunikation mit Kulturschaffenden soll es neue Töne geben. Mehr demokratische Einbindung in die Entscheidungsprozesse hat Ornaghi versprochen. Demokratie sei eben auch ein Teil des Kulturguts, so der Minister am Rande einer Veranstaltung mit dem Namen: "Demokratie - wohin führt der Weg":

"Ich glaube, dass die fundamentalen Werte, die Grundwerte, die Werte, auf denen unsere Demokratie basiert, aktuell bleiben. Was aber nicht heißt, dass es keine Veränderung geben darf. Unsere Institutionen müssen sich den Zeiten anpassen. Sie müssen sich den Bürgern öffnen. Die Bürger müssen sich mehr beteiligen können."

Doch Demokratie heißt natürlich nicht, dass man immer alles bekommt, was man sich vorstellt. Das mussten erst vor kurzem die Kulturschaffenden aus dem Musik und Theaterbereich erfahren. Sie hätten gerne eine Steuerreform mit leichterer Absetzbarkeit gehabt. Daraus ist nichts geworden.

Kritik an Management

Was man sich von 2012 hier in Italien kulturpolitisch erwarten kann, ist ein professionellerer Zugang zum Thema Kultur. Gerade am Management der vielen Institutionen hat es in den vergangenen Jahren berechtigte Kritik gegeben. Die einstürzenden Bauten in Pompeji sind da ein gutes Beispiel - da war es ja nicht hauptsächlich das fehlende Geld, sondern die Misswirtschaft, die zur ganzen Misere geführt hat.

Dass es aber wesentlich mehr Geld für die Kultur hier in Italien geben wird, ist in Zeiten der Wirtschaftskrise auch nicht zu erwarten. Und auch eine langfristige Planung wird schwer werden, denn spätestens kommendes Jahr gibt es Neuwahlen - ganz sicher mit neuen Ministern.

Service

Pompeji