Südkoreas Präsident auf Staatsbesuch in Peking
Nordkorea-Konflikt: Südkorea setzt auf China
Südkoreas Präsident Lee Myung-bak ist am Montag zu einem dreitägigen Besuch in Peking eingetroffen. Im Mittelpunkt seiner Gespräche mit der chinesischen Führung steht die Entwicklung nach dem Führungswechsel in Nordkorea. China ist das einzige Land, das Nordkoreas neuen Machthaber zur Mäßigung überreden könnte.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 9.1.2012
Jörg Winter aus Peking
China: direkter Draht nach Pjöngjang
Drei Wochen nach dem Tod von Nordkoreas Führer Kim Jong-Il versucht dessen Sohn seine Macht in Nordkorea zu festigen und hat dabei jede Hoffnung auf eine Öffnung des Landes zunichte gemacht. Nicht nur der Westen, sondern vor allem auch Japan und Südkorea hoffen, dass China, der einzig verbliebene Verbündete Nordkoreas, das neue Regime zur Räson bringen kann.
Chinas Diplomaten sind die Einzigen der Welt mit einem direkten Draht nach Pjöngjang. Auch wenn man stets beteuert, man habe auf das Regime selbst nur wenig Einfluss. Doch es war China, das Nordkorea in den vergangenen Jahren vor dem wirtschaftlichen Totalzusammenbruch bewahrt hat. Praktisch der gesamte Außenhandel Nordkoreas wird über China abgewickelt, genauso wie die Energieimporte.
Peking soll Nordkorea zur Einsicht bewegen
Und es war auch China, das dem neuen Führer Kim Jong-Un nach dem Tod seines Vaters sofort öffentlich den Rücken gestärkt hat. Immer wieder haben Chinas Diplomaten hinter den Kulissen in Nordkorea aber auch für Reformen nach chinesischem Vorbild geworben. Das heißt: Wirtschaftliche Öffnung unter Beibehaltung der Einparteienherrschaft.
Versöhnliche Töne aus Südkorea
Wenn jemand in Nordkorea Gewicht hat, dann ist das China. Das weiß auch Südkoreas Präsident Lee, der Nordkorea bei seinem Treffen mit Chinas Führern zum wichtigsten Thema macht. Noch kurz vor seiner Abreise nach Peking schlug er versöhnliche Töne gegenüber dem unberechenbaren Nachbarn im Norden an.
"Wir hoffen, dass wir an einem Wendepunkt in unseren Beziehungen mit dem Norden angekommen sind und auch die Probleme mit Nordkoreas Nuklearprogramm lösen können", so Lee. "Wenn Nordkorea ehrlich mit uns reden will, dann sind wir bereit, ein neues Kapitel in unseren Beziehungen aufzuschlagen."
Nordkorea zeigt sich trotzig
Die Antwort aus dem Norden kam postwendend. Die staatlich-gelenkten Medien bezeichnen Südkoreas Führung wörtlich als eine "Gruppe von Kriminellen", mit denen nicht verhandelt wird und die man zu gegebener Zeit auch bestrafen werde, weil sie den Tod des letzten Führers nicht artig öffentlich betrauert hätte.
Kim Jong-Un: Propagandamaschine angelaufen
Martialische Töne, die von einem skurril anmutenden Propagandafilm begleitet werden. Just zum vermeintlichen Geburtstag des neuen Führers war am Sonntag im nordkoreanischen Fernsehen Kim Jong-Un als panzerfahrender General zu sehen.
Die staatliche Propaganda bezeichnet den neuen Oberbefehlshaber des mehr als eine Million Mann starken Heeres als "Genie und brillanten Strategen".
China solle das Regime endlich zur Vernunft bringen fordern die USA. Peking liebt solche Belehrungen gar nicht und spielt den Ball zurück. Es liege an Washington, die Spielregeln zu ändern und Nordkorea endlich Sicherheitsgarantien zu geben