Eva Mattes veröffentlicht ihre Autobiografie

Wir können nicht alle wie Berta sein

Mit zwölf steht sie zum ersten Mal auf der Bühne. Mit 15 sorgt sie für einen Berlinale-Skandal. Mit 16 gewinnt sie das Filmband in Gold als beste Nachwuchsschauspielerin, zwei Jahre später den Deutschen Filmpreis als beste Hauptdarstellerin. Jetzt ist Eva Mattes 57 und hat ihre Erinnerungen geschrieben, Erinnerungen an ein "wildes Leben", wie sie es nennt.

"Lebenselixier" Arbeit

Eva Mattes, hat in rund 200 Kino-, Fernseh- und Theaterproduktionen mitgewirkt, hat Hörbücher gelesen und Chanson-Abende bestritten, Pippi Langstrumpf synchronisiert und die "Tatort"-Kommissarin Klara Blum verkörpert.

Eva Mattes war die Beppi in Kroetz' "Stallerhof" und die Desdemona in Peter Zadeks legendärer "Othello"-Inszenierung, sie spielte die Penthesilea und die Maria Stuart, war in Bochum und Berlin, in Hamburg und Wien engagiert. Sie drehte Filme mit Michael Verhoeven, Rainer Werner Fassbinder, Joseph Vilsmaier und Werner Herzog, der auch der Vater ihrer Tochter ist. Derzeit steht sie im Münchner Residenztheater in einer Inszenierung Martin Kusejs auf der Bühne. Ihre Arbeit bezeichnet Mattes als "Lebenselixier".

Wichtige Begegnungen

In ihrer 400 Seiten starken, mit vielen Bildern ausgestatteten Autobiografie schreibt Eva Mattes über frühe Ausreißversuche und späte Zerwürfnisse, über Bühnenunfälle ebenso wie über Urlaubserinnerungen, über schwierige Rollen und wichtige Begegnungen. Etwa mit Regisseur Peter Zadek, von dem sie wohl am meisten lernte. In Zadeks Bochumer Zeit fällt auch eine Episode, die den jungen Rainer Werner Fassbinder charakterisiert:

"Fassbinder war eifersüchtig, weil Peter Zadek das meiste Geld für seine eigenen Inszenierungen verbraucht hat und Fassbinder wollte einen genauso großen Etat haben für seine Inszenierungen", erzählt Mattes. Dann kaufte er sich einen jungen Hund, einen Boxer, den er Zadek nannte, "und der pinkelte in alle Ecken des Theaters und dann konnte Fassbinder immer sagen: Pfui, Zadek!"

Eva Mattes' Autobiografie ist ein sehr offenes Buch, ohne indiskret oder selbstgefällig zu sein, ohne mit Tratsch und Anekdoten zu hausieren. Warum aber trägt dieser Rückblick auf ein bewegtes Schauspielerleben den sonderbaren Titel, "Wir können nicht alle wie Berta sein"?

Es sei ein Zitat aus Ibsens "Die Wildente", verrät Eva Mattes. Berta stehe für das Perfekte. Immer, wenn die Hausfrau Gina nicht perfekt genug sei, werde Berta hinzugezogen, "und irgendwann sagt Gina: 'Wir können nicht alle wie Berta sein.' Das hab ich mir gemerkt, weil es so treffend ist, weil es das Gegenüber, das einen so perfekt haben will, sofort in die Schranken weist."

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Eva Mattes, "Wir können nicht alle wie Berta sein. Erinnerungen", Ullstein Verlag

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