Der Popstar und die alten Meister

Jeff Koons

Der US-amerikanische Künstler Jeff Koons gehört zu den Superstars des internationalen Kunstbetriebs. Seine poppigen, mit Kitsch und Kommerz spielenden Werke werden in mehrstelligen Millionensummen gehandelt. Von Koons' Leidenschaft für alte Meister und seiner bedeutenden Kunstsammlung, wissen aber wenige.

Nur für eine Stippvisite war Jeff Koons in Wien. Im Kuppelsaal des Kunsthistorischen Museums stand er dem neuen Kurator des Museum für zeitgenössische Kunst, dem jungen Briten Jasper Sharp, Rede und Antwort.

Morgenjournal, 11.01.2012

Kuratorengespräch

Sharp, der vor kurzem zum österreichischen Kommissär für die Kunstbiennale von Venedig 2013 nominiert wurde, hatte Koons zuvor durch die Sammlungen des Hauses geführt. Koons ist selbst ein leidenschaftlicher Sammler alter Meister. Er besitzt Werke von Tilman Riemenschneider, Fragonard oder Poussin. Teile seiner Sammlung hat er dem Metropolitan Musem in New York geliehen, weil er nicht die nötigen Bedingungen und Sicherheitsvorkehrungen in seinem New Yorker Haus hat. Aber alles werde ohnehin Staub, sagt Jeff Koons, und es gäbe nicht so viel, was seinen Wert über Jahrhunderte erhalte.

Ganz im Stil der alten Meister

Ob Jeff Koons' eigene Werke überleben werden, seine Hasen, die es bereits bis nach Versailles geschafft haben, oder seine erotischen Skulpturen, in die er seine heftige Leidenschaft für den italienischen Pornostar Cicciolina goss, wird sich zeigen. Eines ist sicher: Koons' Arbeiten erzielen heute oft am Kunstmarkt eine Vielfaches von dem, was alte Meister einbringen. Und Koons betreibt in New York eine Art Kunstfabrik, in der 120 Menschen für ihn arbeiten und die es leicht aufnehmen kann mit den berühmten Malerwerkstätten eines Rubens oder anderer Malerfürsten der Geschichte.

Worauf es ankommen sei der Gestus, die Idee, nicht dass er jedes Kunstwerk selbst ausführe, sagt Jeff Koons. Und ohnehin bestimme Kunst immer der Betrachter.

Koons' langer Weg

Jeff Koons, der schon als Kind im Möbelgeschäft seines Vaters in Pennsylvania alte Bilder kopierte, als Broker arbeitete und dann im Museum of Modern Art in New York, wo Anfang der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts seine steile Karriere begann, hat einen langen Weg hinter sich. Aus einer großen Selbstbezogenheit heraus fand er schlüssige Metaphern, die ihn mit anderen Menschen in Beziehung setzen würden. Ja, das sei eigentlich, was Pop Art ausmache, sagte er.

Das Kunsthistorische Museum wird in den nächsten Monaten weitere zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler zu Diskussionen einladen, etwa Nan Goldin.