Schuldenschnitt stößt auf Widerstand

Bankrott droht, weitere Streiks

Für Griechenland werden die nächsten Tage wieder schwierig. Während am Vormittag die Experten der EU-Troika den Fortschritt bei den Sparmaßnahmen prüfen, gehen am Mittwoch die Verhandlungen mit den Banken und Gläubigern über den Schuldenschnitt weiter. Aber auch die Proteste und die Streiks gehen weiter.

Morgenjournal, 16.1.2012

Löhne bleiben aus

Die Gewerkschaften wollen heute Dienstag die Hauptstadt Athen lahmlegen. Es ist der erste Streik im neuen Jahr. Und ab morgen streiken die Journalisten. Es wird keine Zeitungen und keine Nachrichten in Radio und Fernsehen geben. Die Journalisten protestieren gegen ausbleibende Lohnauszahlungen. Bei einigen Zeitungen sind viele Journalisten und Techniker seit Monaten wegen der dramatischen Finanzkrise und des Rückgangs der Werbung um fast 60 Prozent nicht mehr bezahlt worden.

Rettungsversuche in Sackgasse

Unterdessen wird nun immer lauter diskutiert, was noch vor ein paar Monaten undenkbar war - ein Staatsbankrott des Euro-Landes Griechenland. Die Gespräche über die Gläubiger-Beteiligung stecken in einer Sackgasse und gefährden die Rettung des Landes. Der griechische Ministerpräsident Lukas Papademos versuchte offensichtlich gute Miene zum bösen Spiel zu machen und gab sich optimistisch. Er sei zuversichtlich, dass die Gespräche über die Gläubiger-Beteiligung binnen drei Wochen abgeschlossen werden könnten, sagte er in Athen.

Die Gespräche mit Vertretern des Internationalen Bankenverbands (IIF) zum Schuldenschnitt sollen "wahrscheinlich am Mittwoch" weitergehen, sagte ein Sprecher des Finanzministeriums am Montag der Nachrichtenagentur dpa. Den teilweisen Schuldenerlass für Athen sollen privater Gläubiger wie Banken, Versicherungen und Hedge Fonds freiwillig schultern. Zugleich ist ihr Engagement aber ein entscheidender Baustein für das zweite, 130 Mrd. Euro schwere Hilfsprogramm für Griechenland. Doch vor allem Hedge Fonds sollen sich Berichten zufolge weigern, bei dem Schuldenschnitt mitzumachen.

Kontrollen gehen weiter

Heute Dienstag soll die sogenannte Troika mit Experten der EU, des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Europäischen Zentralbank (EZB) ihre Kontrollen der Bücher wieder aufnehmen. Sie prüfen in regelmäßigen Abständen, welche Fortschritte Athen bei der Umsetzung der Auflagen für die internationalen Kredithilfen gemacht hat. Davon hängt die Auszahlung der nächsten Tranche aus dem Hilfspaket ab. Verweigert die Troika die Auszahlung, droht Griechenland in Kürze die Staatspleite. (APA, Red.)