Rätsel um Blondine auf der Brücke
Schiffsunglück: Suche wieder aufgenommen
Noch immer werden 21 Menschen nach dem Unglück des Kreuzfahrtschiffs Costa Concordia vermisst. Unter ihnen sind allein 12 Deutsche. Nach einer Unterbrechung, weil das Schiff abzurutschen drohte, hat man die Suche nun wieder aufgenommen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 19.1.2012
Aus Italien Mathilde Schwabeneder
Rätsel um Moldawierin auf der Brücke
Das Schiff liegt derzeit nach Angaben der Verantwortlichen stabil genug. Die Rettungstaucher wollen jetzt vor allem die vierte Brücke des Schiffes absuchen, die gänzlich unter Wasser liegt. Angehörige der noch immer Vermissten haben am Mittwoch verzweifelte Appelle an die Behörden gerichtet, nichts unversucht zu lassen. Inzwischen versucht die Staatsanwaltschaft den Abend der Katastrophe genau zu rekonstruieren. Dabei sind die Ermittler auf eine junge Frau gestoßen, die sich in der Zeit vor und nach dem Unglück auf der Kommandobrücke mit den Offizieren befunden hatte. Es soll sich dabei um eine 25jährige blonde Moldawierin handeln, die laut derzeitigem Wissenstand nicht in den Namenslisten aufscheint. Nach der jungen Frau wird gesucht. Denn die Ermittler erhoffen sich Details zum Verhalten des Kommandanten, den Staatsanwalt Francesco Ferusio als ruchlos und frevelhaft beschrieben hat. Ferusio will auch die Entscheidung der Ermittlungsrichter rückgängig machen, die Kommandant Francesco Schettino aus der Untersuchungshaft entlassen haben: "Ich warte jetzt darauf, ob das überprüfende Gericht unsere Meinung teilt oder die des Ermittlungsrichters."
Versuch der Vertuschung?
Eine weitere Frage, die die Ermittler derzeit beschäftigt, betrifft aber die Kreuzfahrtgesellschaft Costa Crociere selbst. Jetzt gilt es zu klären, warum hat die Reederei nicht sofort den Notstand an Bord hat ausrufen lassen und stattdessen 68 Minuten gewartet hat. Für die Staatsanwälte gibt es prinzipiell zwei Szenarien: Entweder hat der Kapitän falsche Informationen übermittelt, oder die Reederei wollte den Unfall herunterspielen. In jedem Fall - und so viel ist klar - diese wertvollen Minuten haben vielen Menschen das Leben gekostet.