Statt Leistungen kürzen
Ärztekammer will Hausärzte aufwerten
In der aktuellen Spardebatte schlägt die Ärztekammer vor, die Ambulanzen zu entlasten und Haus- oder Vertrauensärzte aufzuwerten. Das würde nicht nur mehr Qualität, sondern auch eine Ersparnis bringen, sagt die Ärztekammer, und versucht das wissenschaftlich zu untermauern.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 24.1.2012
Sparen nur bei Bürokratie
Die Regierung feilt weiter an ihren Spar- und Steuer-Plänen. Ein wichtiger Faktor sind dabei die Ausgaben in der Gesundheitspolitik. Wie verschiedentlich kolportiert könnten 1,8 Milliarden Euro eingespart werden. Das ruft aber den Protest der Ärztekammer hervor, die dadurch Einsparungen nicht nur in der Verwaltung, sondern bei den Gesundheitsleistungen befürchtet. Der Präsident der Ärztekammer, Walter Dorner, fordert deshalb, in der Gesundheitspolitik und bei Einsparungsvorhaben sehr sorgsam umzugehen.
Hausärzte aufwerten
Der Ärztekammer-Präsident schlägt vor, gewisse Leistungen von den Spitälern zu den niedergelassenen Ärzten zu verlagern, indem der Job der Hausärzte oder - wie Walter Dorner lieber sagt - der" Vertrauensärzte" aufgewertet wird. Dem Hausarzt sollte eine zentrale Rolle durch seine medizinischen Leistungen zukommen, aber auch durch Beratung und in der Rolle als eine Art Lotse durch das Gesundheitssystem.
Mehr als 300 Mio. Euro Sparpotenzial
Ein entsprechender Nutzen solcher Haus- oder Vertrauensärzte sei auch nach nachweisbar, sagt die Volkswirtin Agnes Streissler. In der Medizin tendiere man immer mehr zur Spezialisierung und zur Gerätemedizin. Die Allgemeinmedizin müsse in diesem System als wichtige erste Anlaufstelle aufgewertet werden, so Agnes Streissler. Sie hat die Funktion des Hausarztes wirtschaftlich beleuchtet und eine finanziellen Wert festgestellt, wenn etliche Patienten zum Hausarzt gehen, statt in Spitalsambulanzen. Von 16 Millionen Ambulanzbesuchen pro Jahr wären ihrer Ansicht nach schätzungsweise acht Millionen beim Hausarzt besser aufgehoben.
Der Besuch beim niedergelassenen Hausarzt sei um etwa 40 Euro günstiger als in der Ambulanz, hochgerechnet wären das 330 Millionen Euro, sagt Streissler. Deshalb sei es wichtig die Rolle und das Image des Haus- oder Vertrauesarztes aufzuwerten. Denn vor allem am Land gebe es Nachwuchsprobleme, sagen die Volkswirtin Agnes Streissler und der Ärztekammer-Präsident Walter Dorner.