Kein Geld für Flugbetrieb mehr

Fluglinie Malev bleibt am Boden

Seit Jahren ringt die ungarische Fluggesellschaft Malev mit Finanzschwierigkeiten. Seit die EU die Subvention der Malev durch den Staat verboten hat, kämpft die Fluglinie mit dem Konkurs. Jetzt hat Malev ihren Betrieb eingestellt.

Mittagsjournal, 3.2.2012

Ernst Gelegs in Budapest im Gespräch mit

Vorwürfe gegen Regierung

Erst am Montag hatte die Regierung Konkursschutz über die Malev verhängt. Unter Berufung auf "übergeordnete volkswirtschaftliche Interessen" wird es damit den Gläubigern des Unternehmens verwehrt, das Konkursverfahren einzuleiten. Doch das machte die Lage nur schlimmer: Laut Malev-Generaldirektor Lorant Limburger hätten darauffolgende Meldungen über den nahenden Konkurs die Liquiditätsschwierigkeiten der Malev nur weiter verschärft. Lieferanten verkauften Treibstoff für die Flugzeuge schon vorher nur mehr gegen Bargeld. Nach der Entscheidung der Regierung sei die Lage der Fluggesellschaft überhaupt "unhaltbar" geworden, erklärte Malev-Chef Limburger. Die Direktion des Unternehmens habe deshalb entschieden, den Betrieb einzustellen.

Unzulässige Staatshilfe

Anfang des Jahres hatte die EU-Kommission in Brüssel entschieden, dass der ungarische Staat mehrere Millionen Euro zurückzahlen muss, die er von 2007 bis 2010 zur Unterstützung der Malev aufgewendet hatte. Die Regierung gewährte Malev demnach unter anderem einen Kredit und die Stundung von Zahlungen zu Bedingungen, die Malev auf dem freien Markt nach Einschätzung der Kommission nicht erhalten hätte.

Orban will Neustart

Auf dem Budapester Flughafen Ferihegy bildeten sich vor den Informationsschaltern lange Schlangen. Viele Passagiere versuchten, ihre Flüge umzubuchen. Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban erklärte im Rundfunk, seine Regierung strebe einen Neustart der Airline an.

Verhandlungen über Neugründung

Die ungarische Fluglinie war in den vergangenen zwei Jahrzehnten zweimal privatisiert und dann wieder verstaatlicht worden. Ende Dezember 2011 verdichteten sich die Anzeichen für einen möglichen Konkurs der Airline. In Budapest soll mit einem tschechischen Investor über die Neugründung der Fluggesellschaft verhandelt worden sein.

Die Airline beschäftigt insgesamt 2.600 Mitarbeiter. Sie transportierte jährlich rund drei Millionen Passagiere und sorgte für rund 40 Prozent des Verkehrsaufkommens am Flughafen Ferihegy, der von der deutschen Hochtief betrieben wird. Zuletzt hatte Malev Schulden in Höhe von 74,6 Mrd. Forint angehäuft. (APA, Red.)