Trotz Jury-Neins bestellt

Demo gegen rechtsradikalen Theaterdirektor

In Budapest haben am Abend mehrere hundert Menschen gegen den rechtsradikalen Theaterdirektor György Dörner demonstriert. Er wurde vom Budapester Oberbürgermeister István Tárlos gegen den Rat einer Expertengruppe zum Direktor des Neuen Theaters ernannt. Dörner hat sei Amt am Mittwoch angetreten.

Morgenjournal, 2.2.2012

Aus Budapest berichtet Ernst Gelegs

Rechtsradikale stören Demo

Die Demonstration, zu der der ungarische Bund der Widerstandskämpfer und Antifaschisten aufgerufen hat, ist von einigen Dutzend Rechtsradikalen gestört worden. Vor den Augen der Polizei haben sich hauptsächlich stiernackige Glatzköpfe in Springerstiefeln unter die Demonstranten gemischt und die Reden gegen den rechtsradikalen Theaterdirektor György Dörner und den Budapester Oberbürgermeister István Tárlos mit antisemitischen Parolen gestört. Die Rechtsradikalen brüllen, "ihr seid Idioten", die Demonstranten skandieren "Nazis raus". Plötzlich ein Handgemenge, die Polizei greift ein und verhaftet mehrere rechtsradikale Schreihälse.

Zeichen gegen Rechtskurs

Für viele ist die Bestellung des bekennenden Antisemiten György Dörner zum Direktor eines erfolgreichen und beliebten Theaters ein Symptom für das Aufkommen einer rechtsradikalen und extrem nationalen Ideologie in Ungarn, wie uns ein Kundgebungsteilnehmer sagt: "Ich demonstriere hier, um ein Zeichen zu setzen, damit die in Ungarn immer stärker werdende Ideologie der Rechtsradikalen zurückgedrängt wird und damit die Gruppierungen, die die demokratischen Grenzen überschreiten, nicht weiter in die Kultur und andere Sphären unserer Gesellschaft eindringen."

Stars fliehen

Viele Freunde und Stammbesucher des Neuen Theaters reagieren mit Entsetzen auf die Entscheidung des Budapester Oberbürgermeisters: "Sie haben ein Theater, das mit Steuergeld finanziert wird, einer rechtsradikalen Gesellschaft übergeben." Zahlreiche Schauspieler haben das Neue Theater bereits verlassen. Darunter der Star der Bühne, die in Ungarn sehr populäre Schauspielerin Lia Pokorny: "Unserem Theater ist ein Geschäftsführer verordnet worden, der mit einer letztklassigen Bewerbung daher gekommen ist und der unverblümt eine rechtsradikale Ideologie propagiert, mit der ich mich nicht identifizieren kann."

Bei der Jury durchgefallen

Dörners Bewerbungskonzept ist bei einer Fachjury glatt durchgefallen, trotzdem hat ihn der Budapester Oberbürgermeister Tárlos zum Direktor ernannt, gemeinsam mit dem rechtsradikalen István Csurka, den er jedoch wieder fallen gelassen hat, weil dem Bürgermeister Csurkas antisemitische Hetzschriften dann doch zu viel geworden sind.