Alte Wohnungen, schlechte Heizungen
Kältewelle für Arme besonders teuer
313.000 Menschen zählt die Statistik Austria, die in schlecht heizbaren Wohnungen mit geringem Einkommen der aktuellen Kältewelle ausgeliefert sind. Martin Schenk, der Sozialexperte der Organisation Armutskonfernz, fordert eine Reaktion der Politik.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 3.2.2012
Paul Pant und Barbara Gansfuß
Heizkosten fressen Haushaltsgeld
Wer wenig Geld hat, leidet unter der extremen Kälte doppelt. Unter den 313.000 Menschen, deren Unterkunft nicht angemessen beheizt werden kann, sind 84.000 Kinder, sagt Sozialexperte Martin Schenk. Heizen oder essen - vor dieser Entscheidung stehen viele Familien, so Schenk. Denn wer wenig verdient, gibt anteilsmäßig besonders viel für Wohnen und Heizen aus. Und je geringer das Einkommen, desto mehr: "In Haushalten unter 900 Euro Haushalteinkommen geben die Familien fast 40 Prozent ihres Geldes für Energie und Wohnen aus. Dazu kommen noch 20 Prozent für Lebensmittel. Dann bleibt nichts mehr übrig für das, was sonst noch wichtig ist im Leben für Gesundheit, Bildung, Erholung."
Wie Gemeinden helfen können
Gerade Einkommensschwache sitzen in der Energiearmutsfalle, so die Armutskonferenz. Sie können es sich nicht leisten, alte Stromfresser durch neue energiesparende Geräte zu ersetzen, die Wohnung oder das Haus zu dämmen. Martin Schenk sieht Städte und Gemeinden gefordert, zum Beispiel mit einem Energieberatungsscheck etwa zur Überprüfung des Heizkessels oder zum Austausch des teuren Ölbrenners. Außerdem gäbe es immer noch über eine Million Häuser, die 1945 bis 1980 errichtet wurden, bei denen die Wärmedämmung verbessert werden müsste. Gerade in solchen Bauten lebten Menschen mit wenig Geld.
Gebühr für Stromeinschalten
Immerhin sind die Ab- und Einschaltgebühren sind seit Anfang des Jahres vereinheitlicht und von hundert Euro und mehr auf maximal 25 Euro gesenkt. Das hilft Menschen, denen der Strom abgeschaltet wird, weil sie nicht zahlen können, sagt Schenk. Der Andrang in den Sozialberatungsstellen der Hilfsorganisationen ist derzeit groß, ein Viertel der Hilfe geben sie für Unterstützung im Energiebereich aus.