Zentralmatura bringt neue Anforderungen

Neues Fremdsprachenverständnis

Im Jahr 2014 soll flächendeckend an allen AHS in Österreich die Zentralmatura gelten, ein Jahr später dann an den Berufsbildenden Höheren Schulen. Im Moment arbeitet das Bundes-Bildungsinstitut BIFIE die Grundlagen für die einheitliche Reifeprüfung in Fremdsprachen aus.

Mittagsjournal, 3.2.2012

Neues Berufsbild

Bis 6. März ist die einschlägige Verordnung zur Zentralmatura in Begutachtung, dann will Bildungsministerin Claudia Schmied die standardisierte Reifeprüfung unter Dach und Fach haben. Das bedeutet dann auch eine Änderung der Prüfungskultur, weil nicht mehr der Lehrer, sondern das Bundes-Bildungsinstitut BIFIE die Fragen vorgibt.

Seit 2007 bildet die Universität Innsbruck als Partnerin des BIFIE nun sogenannte "Item writer" aus. Das sind Lehrerinnen und Lehrer, die spezifisch für das objektivierte Testverfahren in Fremdsprachen wie Englisch, Französisch oder Italienisch geschult werden, sagt Carol Spoettl, die Projektleiterin in Innsbruck.

Neue Fähigkeiten

135 "Item writer" sind schon ausgebildet. Sie sollen auf keinen Fall das vermitteln, was viele Skeptiker fürchten, nämlich dass man künftig in der Schule nicht mehr Englisch lernt, sondern lediglich, wie man einen standardisierten Englischtest besteht: Getestet werden soll die Spontanität, mit der Sprache umzugehen und die Fähigkeit, einen Native Speaker zu verstehen, sagt Spoettl. "Ich unterrichte auf der Uni, und oft kommen Studenten von der Matura zu mir und sie verstehen nicht, was in der Lehrveranstaltung passiert."

Neue Rolle für Lehrer

So eitel Wonne kann es mit der derzeitigen Matura in Fremdsprachen also nicht beschaffen sein, schließt Carol Spoettl. Und ihr Kollege Charles Alderson von der Universität Lancaster, ein international erfahrener Tester, sagt was man dagegen tun kann: Das objektive Urteil über die Sprachkenntnisse der Prüflinge soll nicht mehr davon abhängig sein, wie sie ihr Lehrer beurteilt, dem er vielleicht durch sein Benehmen oder aus anderen Gründen unsympathisch ist.
Das aber mag ein harter Schlag für manche Lehrer sein, die sich hier selbst von außen getestet fühlen, meint BIFIE-Wien Chef Josef Lucyshin. Die meisten aber fühlten sich in ihrer neuen Rolle wohl, dass sie eben trennen könnten zwischen dem, was sie unterrichten, und dem, der das misst. Um das alles bis 2014 hinzubekommen bedürfe es noch vieler Probeläufe, sogenannter Feldtestungen. Das kostet aber Geld und das , bemerkt Josef Lucyshin, werde vom Bildungsministerium nur zögernd und unter Jammern zur Verfügung gestellt.